Montag, 28. Mai 2012

Jungpferdetraining


21.Mai 2012, Montag
Pferde sortieren
So viel gerannt wie heute bin ich die ganze Zeit hier noch nicht. Wir trieben die gesamte Herde (ausgenommen der Reitpferde halt) rein auf die kleine Koppel und versuchten sie in drei Gruppen zu teilen.

Gruppe #1: die dreijährigen und die Fohlen vom letzten Jahr
Gruppe #2: Stuten zu denen der Hengst kommt
Gruppe #3: Pferden, an die der Hengst nicht ran darf (Wallache, Stuten die im Herbst            geschossen werden, …)

Wir mussten etliche Kilometer zu Fuß zurücklegen, bis wir die gewünschten Gruppen beieinander hatten aber schlussendlich schafften wir es tatsächlich, ohne Verluste unsererseits und ohne dass das kleine Fohlen niedergerannt wurde.
Die Herde #2, zu der der Hengst kommt, durfte zurück auf ihre gewohnte Koppel. Danach versuchten wir die Herde, zu der der Hengst nicht darf auf die Koppel, um die wir den neuen Zaun gezogen hatten zu treiben. Das war eine kleine Herausforderung ^^ Annika und Robert trieben die Pferde zu Indra und mir und wir sollten die dann zu einem Richtungswechsel nach links bewegen, auf die „neue“ Koppel zu. Doch die Vorstellung der Frechdachse von Freiheit war mit der unseren nicht so richtig kompatibel und galoppierten geradeaus weiter, zurück zur alten Koppel, wo bereits die Stuten standen. Tja, und da Indra und ich zwei Beine weniger haben, als die frechen Tiere, können wir auch nur halb so schnell laufen, und unser Versuch, sie umzuleiten misslang kläglich. Mit Annikas und Robert Hilfe und noch mehr Gerenne und Geschrei war aber auch diese Herde dort verstaut, wo wir sie hinhaben wollten und der Abend war gerettet ;)

22.Mai 2012, Dienstag
Jungpferdetraining I
Heute wurde meine (kleine, aber feine) Erfahrung mit Pferden um eine mehr erweitert. Zum ersten Mal hatte ich dir Möglichkeit mit Jungpferden zu arbeiten (danke Annika! =))
Die drei Fohlen vom letzten Jahr – die Fuchsschecke Brynja, und die zwei Graufalben Venus und Mosa – trieben wir in den Pferch rein und Charlie, die sechsjährige Apfelschimmelstute, durfte als Kindergärtnerin funktionieren. Ein Fohlen nach dem anderen wurde dann vom Pferch in den Stall getrieben, in dem Charlie schon brav wartete. Brynja war die erste – und einfachste. Da die Kleine im Winter mal krank geworden war, war sie den anderen in ihrer Erziehung sehr weit voraus. Man konnte sie ohne Probleme am gesamten Körper streicheln, das Halfter anlegen und die Hufe heben, ein schöner Beginn ;)
Danach kamen die Graufalben dran, keine Ahnung mehr in welcher Reihenfolge, die sehen so gleich aus ^^
Diese beiden kannten es weder gestreichelt zu werden, geschweige denn ein Halfter auf den Kopf zu bekommen oder die Hufe zu heben. Die erste war sehr entspannt und ließ es ruhig über sich ergehen, am ganzen Körper abgestreichelt zu werden. Bei der zweiten war das ein bisschen schwieriger, aber schlussendlich entspannte auch die sich.
Dann waren die dreijährigen dran. Die kennen die Prozedur ja schon, was aber nicht heißt, das Halfter raufmachen und Hufe heben einfach ist.
Es ist total spannend zu sehen, wie unterschiedlich Jungpferde sind, die alle vom selben Vater abstammen, in der selben Herde aufgewachsen sind und auf die gleiche Art und Weise ausgebildet wurden.
Die helle Fuchsstute Gloa ist ein richtiger Engel, Halfterführig, Hufe heben kein Problem, aber auch nicht abgestumpft. Die wird Annika höchstwahrscheinlich nächstes Jahr zu Tina schicken, um Gloa zu einem Reitpferd ausbilden zu lassen.
Im Gegensatz dazu gibt es einige, die man erst in den Stall reintreiben muss, um das Halfter überhaupt auf den Kopf zu bekommen und von Führen ist da auch keine Rede, da steht noch longieren auf dem Plan.
Unter der Anleitung und mit Hilfe von Annika arbeiteten Indra und ich also mit den sieben Dreijährigen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Am Abend, als wir zum Melken in den Stall kamen, lag da eine Kuh mitten am Gang flach auf der Seite. Das ist nie ein gutes Zeichen, so liegen Kühe normalerweise nicht. Annika vermutete Calciummangel und verabreichte das Zeugs gegen Engergiemangel und Calciumspritzen, welche aber keine Wirkung zeigten. Da die Kuh genau am Weg zur Melkkammer lag, mussten die restlichen Kühe heute andersrum gehen, um zu den Melkmaschinen zu gelangen, was Verwirrung pur bedeutete.
Selbst als wir mit Melken fertig waren (ca. 1 ½ Std später), hatte die Kuh sich noch nicht erhoben und war durch nichts dazu zu bringen. Mit Seilen versuchten wir sie dann in die Extrabox zu ziehen. Wenn 400 kg beschließen, sich  nicht bewegen zu wollen/können, dann haben ein Robert, eine Annika, eine Indra und eine Verena schwer dran zu arbeiten, an diesem Zustand etwas zu ändern. Diesem Tauziehen – das 1:0 für die Menschen ausging – verdanke ich einen Muskelkater in den Oberarmen ^^

23.Mai 2012, Mittwoch
Jungpferdetraining II
Dieser Tag war ein eindeutiger Pferdetag. Vorm Mittagessen bewegten Indra und ich die Reitpferde.
Nach dem Mittagessen gings wieder ans Jungpferdetraining. Bei vielen konnte man richtige Fortschritte erkennen, im Vergleich zu gestern. Kaldi, ein grauer Wallach, zum Beispiel, zickte gestern total rum, beim Hufe heben. Heute war das alles kein Problem mehr. Er war der erste, den Indra und ich uns in den Pferch geholt hatten und wir waren richtig überrascht, dass das so schnell ging und hofften natürlich, dass die anderen Pferde auch so einfach sein würden. Aber denkste, unsere Hoffnungen erfüllten sich nicht ^^
Bei einigen ging es auch schon besser als am Vortag, bei anderen wars ein bisschen mehr Herausforderung.
Tinna, eine Rappstute, zickte gestern schon richtig rum, beim Halfter drauf machen. Sie ist ziemlich Kopfscheu, lässt sich kaum mit der Hand über die Nase fahren und wenn man versucht, das Halfter raufzubekomme, reißt sie den Kopf hoch. Für solche Spielereien sind Indra und ich definitiv zu klein und zu leicht.
Bei solchen Pferden ist dann oft die Lösung, sie in den Stall reinzutreiben, dort haben die weniger Platz um zu entkommen und es ist ruhiger. Aber Tinna hatte auch gegen diesen Plan etwas einzuwenden und sträubte sich, da reinzugehen. Wir bekamen das Halfter schließlich doch im Pferch rauf und versuchten dann, Tinna mit Charlies Hilfe in den Stall zu bekommen, indem wir sie schonmal reinstellten, damit Tinna sieht, dass da drin kein Raubtier auf sie lauert. Doch alles ziehen und zerren und treiben und anstupsen war umsonst, wir brachten das Tier nicht in die „Höhle des Löwen“. Naja, man soll ja eigentlich nicht aufhören, bevor man das Ziel erreicht hat, weil die Tiere sich das merken und es beim nächsten Mal dann noch schwieriger werden könnte, aber die Stute noch mehr aufzuregen schien uns auch nicht sinnvoll und so verlegten wir uns aufs longieren.
Die Fuchs-Farbwechslerstute Skima hatte auch etwas gegen ein Halfter am Kopf einzuwenden. Aber die ging in den Stall rein, wo es uns gelang, das Halfter anzulegen. Doch als wir die Tür öffneten, schoss das Tier wie von der Tarantel gestochen raus und riss mir die Longe aus der Hand. Nach einer Runde im Fetzgalopp durch den Pferch, die Longe hinter sich her schleifend, machte die Stute einen auf Rammbock und stürzte sich mit dem Kopf voran gegen die hölzernen Zaunlatten, mit denen der Pferch eingegrenzt ist. Das morsche Holz gab nach und mit einem lauten „Krachz“ war das Pferd raus. Ups.
Wir versuchten es wieder einzufangen, doch die Stute rannte aufgescheucht herum und machte die restlichen Dreijährigen ganz kirre. Endlich rannte sie mit ein paar anderen in den Pferch, wo wir dann wieder an sie ran kamen und die anderen nach und nach rausschicken konnten. Um einen positiven Abschluss der Trainingseinheit zu haben, longierten wir sie noch ein paar Runden, bevor wir sie in die Freiheit entließen.
Naja, Zaunlatte wurde ersetzt und morgen müssen wir da halt extra aufpassen.

Der Zustand der Kuh, die wir gestern in die Extrabox ziehen mussten, hatte sich heute in der Früh auch noch nicht gebessert. Die Tierärztin vermutete, dass das arme Tier sich beim Sturz etwas gebrochen hatte, denn bloßer Calciummangel konnte das nicht sein.
Aus diesem Grund: Neue Diagnose: Bleimangel.
Lösung des Problems: Kugel in den Kopf.
Da aber nicht gänzlich klar war, ob da nicht doch auch ein paar Bakterien oder ein Virus seine Hände im Spiel hatten, war die Kuh zum Verzehr nicht geeignet, sondern den Flammen in der Tierverbrennungsanlage übergeben.

Ach ja und in der Nacht von gestern auf heute ist wieder ein Fohlen geboren worden, ein Rappschecke. Fotos werden folgen ;)

24.Mai 2012, Donnerstag
Jungpferdetraining III
Da es schon in der Früh sehr windig war, ritten wir gleich nach dem Frühstück die Reitpferde, denn meistens wird der Wind im Laufe des Tages noch stärker. Zum ersten Mal wurde auch Kápur gesattelt und Indra ritt ihn runter zum Tor und wieder rauf, während ich die beiden mit Villingur begleitete. Danach waren Kapteinn, Rudi und Villingur als Handpferd dran und zum Abschluss Náma und Milla. Durch den starken Wind waren die beiden Stuten nervöser als sonst und Milla sah in jedem Stein eine Gefahr und musste natürlich davor ausweichen, naja, schadet ja nicht, so ein Gleichgewichtstraining ;)
Mit Milla und Náma gönnen Indra und ich uns immer einen flotte Let’s-Fetz-Galopp. Ich war vorne weg (die kleine Milla kann richtig Gas geben =D), als sich direkt neben ihr ein Stein in ein gefährliches Raubtier verwandelte und sie einen Sprung zur Seite machte. Das wäre ja noch einfach zu sitzen gewesen, doch gleich nach dem sie gelandet war, lag da überraschenderweise so ein gelber Straßenabgrenzungsstock, der ihr in den letzten Wochen nie aufgefallen war, aber heute gruseliger war als sonst. Mit einem großen Satz sprang sie auch noch da drüber. Meine Steigbügel verabschiedeten sich von meinen Füßen und ich sah mich schon am Boden liegen. Doch dank der dicken Mähne konnte ich mich wieder in den Sattel ziehen und die Balance wiederfinden. Am Ende der Galoppstrecke parierte ich die Gute durch und drehte mich um, um auf Indra zu warten, die mir mit den Worten „Ich hab meinen Steigbügel verloren!“entgegengaloppiert kam. Lachend erwiderte ich, ebenfalls meine Steigbügel verloren zu haben, doch sie antwortete: „Nein, ich hab ihn wirklich verloren. Den ganzen! Mit Riemen!“ Das Ding war tatsächlich aus der Emergency-Halterung gerutscht. Wenn man das so schreibt, klingt es gar nicht mehr so lustig, wie wir das in diesem Moment fanden. Uns schüttelte es vor Lachen, als wir unsere treuen Pferde umdrehten und uns auf die Suche nach dem Ding machten, das auch bald erfolgreich gefunden, wieder an den Sattel montiert und dann der Heimweg – erneut – eingeschlagen wurde.
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Es gibt, sehr grob eingeteilt, zwei Gruppierungen unter den Dreijährigen. Die einen lassen sich das Halfter einfach im Pferch über den Kopf ziehen. Die anderen zicken ein bisschen mehr rum, bei diesen ist es dann einfacher, sie in den Stall zu treiben und dort drin aufzuhalftern.
Die zweite Gruppe ist es also gewöhnt, vom hellen in den etwas dunklen Stall zu gehen, wobei die Pferde der ersten, die eigentlich einfacher zu händeln sind, wohl ein verstecktes Raubtier da drin vermuten.
Kaldi war mit Heu davon zu überzeugen, dass da drin nichts Schlimmes passiert. Tinna und Gloa, die zwei Stuten, die eigentlich die bravsten sind, waren nicht so leicht zu überreden, bei Tinna hatten Indra und ich ja gestern die Versuche sie rein zu bekommen schon aufgegeben.
Heute holten wir uns Unterstützung von Annika und Robert. Robert zog an einem langen Strick, der vorne am Halfter angebracht und über einen Ring in der Stallwand umgeleitet war und Annika und ich machten Druck von hinten mit einem Strick quer über das Hinterteil von Tinna. Indra trieb noch extra mit Gerte dazu. Tinna sprang hin und her, schüttelte widerwillig den Kopf, setzte sich fast nieder und begann zu Steigen – war unser Glück war. Als sie wieder einmal ihre Vorderbeine protestierend in die Luft schmiss zog Robert kräftig an und Annika und ich drückten von hinten nach, so flog die Stute buchstäblich in den Stall rein. War ein feiner Anblick ^^ In solchen Momenten bräuchte man einfach jemanden, der mit Kamera dasteht und Aktionen dieser Art dokumentiert…
Bei Gloa war der Sprung in den Stall nicht ganz so spektakulär, wenn auch nicht weniger anstrengend ;)

25.Mai 2012, Freitag
Wind, Wind, Wind
Der Wind hat an Kraft seit gestern noch zugenommen, deshalb ließen wir die Pferde Pferde sein und ersetzten das Reittraining am Vormittag durch Liegeboxen putzen im Kuhstall.
Am Nachmittag fuhren wir drei Mädels nach Krók einkaufen, kamen um 16:00 nach Hause und verbrachten den restlichen Nachmittag sehr unproduktiv ;)
Rund um die Farm blies der Wind die Erde in der Luft vor sich her, es taten sich richtige Staubwände auf, die mehr an Wüste als an Island erinnerten.



26.Mai 2012, Samstag
Und Wind, Wind, Wind zum zweiten…
Robert hatte heute in der Früh wieder das Melken geschwänzt – wir schön langsam zur Gewohnheit :P.
Da der Wind seit gestern um kein Bisschen nachgelassen hatte, bekamen die Jungpferde zum zweiten Mal „Sturmfrei“.
Indra und ich hatten in den vergangenen Tagen das Winterfell der Jährlinge beim Putzen abgezweigt und in einem Eimer gesammelt. Wir wollten versuchen, ob man die Schafwolleähnlichen Wuschel spinnen kann. Unsere Augen hatten auf dem Dachboden nämlich ein altes verstaubtes Spinnrad entdeckt.
Dieses wurde sogleich in den Stall getragen und in Schuss gebracht. Das Fußpedal, das das Rad antreibt, war der Zeit zum Opfer gefallen, so improvisierten wir und brachten eine Handkurbel an.
Wir versuchten das Fell mit den Pferdestriegeln zu kämmen, was mäßig Erfolg brachte, so gingen wir dazu über, es einfach mit den Händen zu entwirren. Indra setzte sich ans Spinnrad, ich brachte Schwung in die Sache und los gings =D
Das Ergebnis: Eine 30 cm lange Schnur, gesponnen aus dem Fell von Venus, Mosa und Brynja.
Am Abend fieberten auch wir beim Eurovision Songcontest mit und fanden Island eindeutig am besten ;)

27.Mai 2012, Sonntag
Die Gefahr, sich zu überarbeiten, ist groß xD
Heute war Annika mit Ausschlafen dran. Robert verschwand nach dem Melken aber auch ganz schnell wieder im Bett, hatte er doch die Nacht davor zum Tag gemacht.
Indra und ich frühstückten doppelt so lange als normal, danach ließen wir die Kühe raus und füllten 2 Tonnen mit Pellets für die Kälber auf.
Das wars. Aber es war ja auch Sonntag.
Mit Büchern bewaffnet kletterten wir auf die Siloballen, wo wir die nächsten 2 ½ Std verbrachten. Dann trieb uns der kalte Nordwind ins Haus.


In dieser Woche kamen dann auch noch vier weitere Fohlen zur Welt, mittlerweile laufen also sechs so kleine Wesen auf den Koppeln herum, von denen fünf Annika gehören. 



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