Samstag, 3. Dezember 2016

3 Länder in 5 Tagen

more Isle of Arran
Sally’s Familie war am zweiten Wochenende zu Besuch, ihre Tochter Sarah mit Ehemann Robin und Sohn Fergus. Der kleine Zwerg war erst 3 Wochen alt und echt zum knuddeln ^^
Da die drei „mein“ Zimmer bekamen, „musste“ ich in eins der Cottages ziehen. Gina kam zu Besuch und blieb die Nacht von Sa auf So bei mir. Am So fuhr ich dann zu ihr nach Lamlash, eine ihrer Lehrer-Kolleginnen kam auch vorbei und wir feierten eine kleine Pizza Party.
An meinem letzten Abend auf der Insel (Dienstag) lud mich Gina ein mit ihr und ein paar ihrer Kollegen essen zu gehen.
Dann war es Zeit die Koffer – nein den Rucksack zu packen und sich wieder einmal von einem workaway-Platz zu verabschieden. Sally fuhr auch wieder nach Glasgow, um Zeit mit ihrer Familie zu verbringen und hat mich am Weg dahin in Kilmarnock bei Dylan und seinem Bruder Kyle abgesetzt…

Kilmarnock
…wo ich fast eine Woche damit verbracht habe mit den beiden Windhunden Zoe und Jade spazieren zu gehen, mit Kyle‘s Sohn Matador zu spielen und Pizza zu backen.



good night Newcastle


Newcastle & Amsterdam
Am 21. Nov. sind Dylan und ich von Kilmarnock nach Newcastle getrampt, von wo aus wir mit der Fähre nach Amsterdam gefahren sind. Wir sind mit 3 verschiedenen Autos mitgefahren, wobei wir mit den ersten beiden nur kurze Strecken zurückgelegt haben und mit dem dritten dann den Großteil. Blöderweise hatten wir am Weg eine Reifenpanne, und wir mussten dann ziemlich lange warten, bis das repariert war. Wir hätten zwar versuchen können, andere Autos zu stoppen, waren aber zu faul dazu. Als der Reifen dann ersetzt war, war es schon dunkel und kalt – es gab keine Heizung im Auto – und als uns der Fahrer dann direkt zu der Adresse unseres Couchsurfing-Hosts Megan gefahren hat waren wir ziemlich dankbar.
Wir mussten dann noch ein bisschen Zeit totschlagen, da Megan auch grade erst auf der Heimreise von Prag war und selbst noch nicht zuhause war, als wir dort ankamen.
good morning Amsterdam
Am nächsten Morgen musste sie zur Arbeit, wir durften glücklicherweise ausschlafen, unsere Fähre legte auch erst um 17 Uhr ab. Wir hatten absolut keine Eile. Am Nachmittag sind wir ein bisschen in Newcastle herumgelaufen, haben uns am Weihnachtsmarkt fast vom Duft der Süßigkeiten verführen lassen, sind dann doch vernünftig gewesen und haben Obst, Gemüse und Hummus gekauft (wovon wir uns seit Tagen hauptsächlich ernähren) und sind schlussendlich per Bus zum Hafen  gefahren.
Wir mussten auf der Fähre 1 ½ Stunden vor Abfahrtszeit einchecken. Als sie mir bei der Sicherheitskontrolle fast mein Taschenmesser abgenommen hatten sank mir mein Herz kurz in die Hose, aber mein absolut unschuldiges und ehrliches Gesicht hat die Security-Beamten wohl davon überzeugt, dass ich damit nichts außer unsere Karotten kille und ich durfte es behalten.
Nach 15 ½ Stunden auf der Fähre ankerten wir im Hafen von Amsterdam.
Amsterdam ist eine unglaublich entspannte Stadt, zumindest im touristischen Stadtkern. Kein Wunder, sind ja alle durchgehend stoned, mehr oder weniger ;)
Am meisten fasziniert haben mich die grünen Papageien, die überall herumfliegen – ob die wo ausgekommen sind? Die Stadt ist in erster Linie für Radfahrer gebaut, dann kommen Fußgänger und zum Schluss erst Autos: I like! Da kann sich Linz mal eine große Scheibe von abschneiden…
Dinge, die ich sonst noch so gelernt hab:
nosy sea gull
cycle path sounds like psychopath
peanut butter is typical for the Netherlands
we tend to walk in circles (beide totale offline-Karten-Navigations-Chaoten)
und
Karma’s a bitch!
Während wir am Freitag versucht haben in Amsterdam ein Auto zu stoppen und eine Mitfahrgelegenheit nach Arnhem zu bekommen, konnten wir viele verschiedene Reaktionen der Auto- und MitfahrerInnen beobachten: oft ein entschuldigendes Lächeln, manchmal ein verlegenes Beiseite-schaun, hin und wieder nach oben gereckte Daumen, Peace-Zeichen oder winkende Menschen und beizeiten mal ein Mittelfinger. Eine Person fühlte sich durch unsere Anwesenheit offensichtlich so bedroht, dass sie das Bedürfnis verspürte uns dieses Unwohlsein durch Ausspucken zu demonstrieren. Nicht so nett. But karma’s a bitch! – und ließ den Fahrwind des Autos die Spucke ins Gesicht des Absenders wehen. Shit happens… uns hats den Tag versüßt.
Nach 2 Stunden warten nahm uns dann endlich jemand mit, bis fast nach Arnhem, wo wir dann kurz vor der Stadt auf einer Tankstelle an der Autobahn von 2 Deutschen aufgegabelt wurden, die uns bis nach Frankfurt mitnehmen hätten können. Wir haben kurz überlegt, aber… Neee, das wär ja viel zu einfach ;) Außerdem hatten wir ja schon unsere ganzen Couchsurfing-Hosts organisiert. Also haben wir uns in Arnhem wieder rausschmeißen lassen. Unser CS Platz dort war in einer WG bestehend aus 4 anfang-20-jährigen, die alle sehr entspannt waren. Deren Tagesrhytmus war nicht ganz kompatibel mit dem unseren, aber da wir die Gäste waren und im Wohnzimmer auf einer Matratze schliefen, mussten wir uns natürlich danach richten. Es war echt gemütlich, die Leute nett und wir haben viel gequatscht, aber unsere Gehirne fühlten sich durch den Schlafmangel an wie Matsch, als um halb 4 in der Früh endlich das Licht ausgemacht wurde.
Am Samstag klingelte der Wecker um halb 9 Uhr und wir spazierten wieder einmal zu einer Autobahnauffahrt. Also das war der Plan. Wegen Mangels an Recherche sind wir einmal mehr im Kreis gelaufen, bevor ich dann doch noch mal gegooglet habe. Hitchwiki hat uns dann zu einer Tankstelle navigiert. Die offiziell zu Fuß nicht erreichbar ist, weil Zaun rundherum. Zum Glück hatten offensichtlich andere Tramper dasselbe Problem wie wir und waren gleichzeitig besser ausgerüstet, denn an dem einen Ende des Zaunes war ein großes Loch drin. Durch ein Loch im Zaun zu klettern und ein mini-kurzes Stückchen neben der Autobahn zu gehen (Mama, es waren nur so um die 5m, kein Grund um sich Sorgen zu machen :P), um zur Tankstelle zu kommen schien uns sympathischer als wieder zurück zu latschen und mit der Suche nach einem geeigneten Standort von vorne zu beginnen. Wir fühlten uns ein bisschen wie Bonnie&Clyde. Nach einer Mitfahrgelegenheit mussten wir dann auch garnicht lange suchen und auf einmal waren wir schon in Deutschland!
Unsere Strecke für die kommenden Tage:
Duisburg – Frankfurt – Nürnberg – Passau
Bin schon gespannt, wie sich das Hitch-hiken in Deutschland gestalten wird =D


Donnerstag, 17. November 2016

Isle of Arran

Time flies like an arrow!
Es ist schwer zu glauben, dass ich schon wieder eine Woche auf der Isle of Arran bin.
Gestern vor einer Woche bin ich um 07:15 Uhr in Glasgow angekommen, nach einer 10-stündigen Busfahrt. Und einem aufregenden Flug. Da wir wegen schwerem Schneefall in Helsinki eine Stunde Verspätung hatten saß ich ein bisschen gestresst im Flugzeug, konnte die Landung kaum erwarten und bis endlich die Flugzeugtüren geöffnet wurden, vergingen die Minuten träge. Gestresst war ich deshalb, weil ich zwischen Landezeit nach Plan und Abfahrt des Busses nach London zur Victoria Station nur 2 Stunden Zeit hatte. Und als ich von Reykjavik nach London geflogen bin, Anfang Oktober, musste ich lange anstehen bei der Passkontrolle und dann noch auf meinen Rucksack warten und außerdem waren wir im North Terminal gelandet, der Bus fährt aber vom South Terminal ab. Was ich aber außer Acht gelassen hatte: letztes Mal wars ein Freitag, als ich angekommen bin. Und klarerweise ist an einem Freitag viel mehr Betrieb am Flughafen. Dieses Mal wars ein Dienstag, es standen kaum Leute vor der Passkontrolle – und die Gesichtsscanner arbeiten ohnehin sehr schnell – als ich zum Fließband kam, schwebte mein Rucksack schon auf mich zu und zusätzlich waren wir dieses Mal schon im South Terminal gelandet. So war ich trotz Verspätung 1 Stunde zu früh bei der Bushaltestelle. Ich hab einmal mehr gelernt: Es ist total unnötig, sich zu stressen. Es kommt eh so wies kommen muss. Und außerdem gibt es keine Möglichkeit mit ZUKÜNFTIGEN Situationen JETZT klar zu kommen. Denn sie existieren nicht. Das sind nur Bilder in unserem Kopf.
Offensichtlich fahren an einem Mittwoch auch weniger Leute mit dem Bus von London nach Glasgow, letztes Mal war er bis auf den letzten Sitzplatz besetzt, dieses Mal nicht einmal halb voll. Ich hatte also 2 Sitzplätze zu meiner Verfügung und konnte mich ein wenig mehr ausbreiten. Als wir gegen 05:00 Uhr morgens eine Pause machten rieselten dicke weiße flauschige Schneeflocken auf uns herab. Es war wunderschön!
In Glasgow habe ich mich mit Dylan getroffen, einen Workawayer, den ich bei meinem letzten Host kennen gelernt hatte. Er war bei seinem Bruder auf Besuch in Kilmarnock, etwas südlich von Glasgow und auch auf dem Weg zu seinem nächsten Workaway Host.



Um 10:45 Uhr traf ich mich mit Sally, meinem derzeitigen Host. Sie hatte in paar Tage in Glasgow mit ihrer Tochter und deren Baby verbracht. Ziemlich praktisch für mich, so konnte ich mit ihr mit dem Auto zur Fähre fahren und musste nicht den Zug bezahlen. Und dann hat sie mir zusätzlich noch das Fähr-Ticket bezahlt. Return! Sehr lieb ^^
Sally hat ein Haus auf der Insel in dem Örtchen Brodick, in dem sie lebt und 3 Cottages, die sie vermietet. http://www.rowanbankholidaycottages.co.uk/
Meine Aufgaben fallen unter die Kategorie „general maintenance“. Ich habe schon ein paar Möbel abgeschliffen und gestrichen, ein paar Sitze und ein Betthaupt neu tapeziert und das Wohnzimmer ausgemalt.
Von Samstag bis Dienstag war sie wieder in Glasgow und so fiel auch das Gassi gehen mit Molly dem Beagle unter meine Aufgaben. Molly ist der Boss hier im Haus. Manchmal hat man das Gefühl, man kann ihre Gedanken in ihrem Gesicht ablesen. Meistens ist es in die Richtung: „Pleeeease drop a piece I’m starving! Really!“ oder „No. That’s my chair now. Go and sit somewhere else, human!“ oder beim Spazieren gehen: „STOP! There’s an interesting scent. You can go ahead, human, I’ll follow. Maybe…in a couple of hours.“ Oder: „What do you mean, there’s a car coming? I don’t give a shit! Cars have breaks as far as I know, they can stop. I want to walk on the road now. Period.”

Da Gina gerade ihr placement an der Schule in Lamlash – einem Nachbarort – hat, verbrachten wir das Wochenende gemeinsam.
Von Fr auf Sa konnte ich bei ihr im Cottage übernachten, von Sa auf So war sie dann bei mir und hat mir beim Ausmalen geholfen! Sogar hier hab ich meinen eigenen Lehrling =D
Außerdem haben wir Rowanberry Jelly gemacht. Rowanberry = Vogelbeere.
Am Samstag erklommen wir den Gipfel von Goat Fell, dem höchsten „Berg“ hier auf der Insel. Die 800 m waren aber garnicht so ohne! Wenn man in Österreich einen 2000er besteigt, legt man im Endeffekt oft auch nicht viel mehr Höhenmeter zurück, da man ja nicht auf Seehöhe einsteigt. Aber hier beginnt man tatsächlich bei 0m.
Heute hat Sally mit mir die Insel umrundet – mit dem Auto. In ca 1 ½ Stunden ist mal einmal rundherum.

Eine weitere Woche werde ich noch hier sein, dann geht’s weiter, und bald auch wieder Richtung Österreich!

Dienstag, 8. November 2016

ein kurzer Abstecher nach Finnland

Vor genau einer Woche habe ich Schottland verlassen und mich auf den Weg nach Finnland gemacht. Ursprünglich hatte ich vor, auch hier zu workaway-en. Ich habe ein paar hosts angeschrieben, aber leider keine Zusagen bekommen. Und da es mir in Schottland so gut gefallen hat, habe ich beschlossen nicht weiter zu suchen, den Finnland-Besuch kurz zu halten und wieder zurück zu fliegen.
Den Abstecher nach Finnland ganz zu canceln kam nicht in Frage, da ich endlich mal meine Verwandten in Vöra besuchen wollte.
Am Dienstag Abend habe ich mich mit meiner Tante in Helsinki getroffen, wo sie zufälligerweise ein Seminar von der Arbeit aus hatte. Just an dem Tag, an dem ich ankam, war natürlich auch der erste Wintereinbruch, was sich auch auf den öffentlichen Verkehr auswirkte: mein Flug war verspätet, der Zug vom Flughafen zum Hauptbahnhof wurde gecancelled und ich musste den Bus nehmen und unser Zug von Helsinki in den Norden war auch noch verspätet. Aber da alles ein bisschen verspätet war, griff das System wieder ineinander und ich versäumte keines der Verkehrsmittel.
Das Haus meiner Verwandten in Vöra ist in dem typisch skandinavischen Rot gehalten, mit weißen Fensterrahmen und Ecken. Ich blieb 4 Nächte dort. Donnerstag und Freitag waren natürlich Arbeits- bzw. Schultage und ich hatte viel Zeit für mich alleine. Ich konnte meine nächsten Reiseschritte organisieren, habe viel gelesen und bin Spazieren gegangen. Durch die Minusgrade hängt auch tagsüber ein weißer Frost an den nackten Zweigen der Bäume und die tiefe Sonne wirft ein sanftes Licht auf die Landschaft. Man fühlt sich, als ob man auf eine Postkarte gebeamt worden wäre. Und die herumhüpfenden Vögel und Eichhörnchen ergänzen das kitschige Winterbild perfekt.
Am Samstag haben wir eine kleine Wanderung zu einem Aussichtsturm gemacht und am Sonntag sind wir nach Vaasa gefahren - vielen Dank an meine Tante und meinen Onkel, die sich so viel Zeit für mich genommen haben, mich bekocht und mir ihren Wohnort gezeigt haben!


In Vaasa hat meine Cousine ihre Wohnung, wo ich zwei Nächte bleiben durfte. Am Montag kam ich mit ihr mit in die Schule und habe in ihrem Deutsch-Unterricht ein bisschen was über Österreich erzählt. Am Dienstag klingelte mein Wecker so früh wie schon lange nicht mehr: 04:45 Uhr. Ich habe mich entschieden, mit dem Bus anstatt dem Zug von Vaasa nach Helsinki zu fahren. Der Zug wäre zwar doppelt so schnell als der Bus, kostet aber das Dreifache. Und meine Zeitressourcen sind um einiges größer als meine finanziellen Ressourcen. Der Busbahnhof war zu Fuß fast 40 Minuten von Julias Wohnung entfernt: Morgensport [check]. Um mich von  dem frühmorgendlichen Marsch mit 20 kg Gepäck und bei -10°C zu erholen, habe ich jetzt während der 6 ½ stündigen Busfahrt genügend Zeit.
Von Helsinki muss ich dann mit dem Zug zum Flughafen fahren.
Hoffentlich ist mein Flug dieses Mal pünktlich, da ich in London nur zwei Stunden Zeit habe, um meinen Bus ins Zentrum zu erwischen und dort umsteigen muss, in den Bus, der mich über Nacht nach Glasgow bringt.
In Glasgow treffe ich meine zukünftige workaway-host, mit der ich dann gemeinsam zu ihr nach Hause fahre, nach Brodick auf die Isle of Arran.



Sonntag, 30. Oktober 2016

Woodhill

megagroßer Baum - ich kann da locker drunter stehen
Mein workaway-host Sophie ist eine tolle Frau, ruhig, zufrieden, mit einem Ziel vor Augen.
Seit 15 Jahren wohnt sie in dem Haus, in Woodhill, ca. 12 km von Lockerbie entfernt, an der Grenze von England zu Schottland. Das Haus ist riesig groß, mit 7 Schlafzimmern und 3 Bädern, einer große Küche mit Essbereich, einem Wohnzimmer, ihrem Büro und – das allercoolste: eine Bibliothek!
Sie hat aber auch 8 Kinder, die ja irgendwo untergebracht werden mussten. Mittlerweile sind aber alle außer Haus, die Jüngste ist 23.
Eine ihrer Töchter inklusive Ehemann und Kinder durfte ich kennen lernen. Sie haben die Schulferien hier verbracht vergangene Woche. Wie die beiden mit ihren Kindern, Marcus 1 Jahr und Sampson 6 Jahre, umgehen, ist echt toll und hat mich sehr beeindruckt. Wenn Marcus mit seinen 12 Monaten beschließt, auf das Sofa zu klettern und auf der Armlehne zu balancieren, kommt niemand angelaufen und hebt ihn runter oder ermahnt in vorsichtig zu sein, sondern er wird darin bestärkt, sein Gleichgewicht zu testen und er bekommt die Aufmerksamkeit, die er gerade braucht.
Ich könnte noch mehr so Situationen aufzählen, in denen ich eine andere Reaktion der „Erwachsenen“ erwartet hätte, mich ihr tatsächliches Verhalten jedoch immer wieder positiv überrascht hat.
Zur gleichen Zeit waren auch noch 2 andere workawayer da, Luise aus Brasilien und Dylan aus Schottland.

Wir haben Äste und Zweige von dem umgestürzten Baum weggeräumt, einen Pfad zum neuen Hühnerhaus gelegt und aus Ästen und trockenem Gras Unterschupfe für die Vögel gebaut. Das ist nämlich das große Projekt von Sophie – ein „animal sanctuary“ für Vögel zu erschaffen. In Schottland gibt es ganz wenige naturbelassene Plätze und dadurch nur noch sehr wenige Vögel und andere Wildtiere. Ihre 7 acre Land und ihre Energie widmet Sophie also den Vögeln. Und wenn sich ein Igel auf ihrem Land einnisten würde, wäre das wie Geburtstag, Weihnachten und Ostern zusammen, denn Igel gibt es auch sehr wenige hier und sind doch so wichtig für das ökologische Gleichgewicht.
Luise und Dylan sind am Wochenende abgereist.

Samstag und Sonntag waren frei – mein erster workaway Platz, wo ich 2 Tage total frei hatte! Am Samstag war ich auf einem Pferdehof in der Nähe und durfte gleich ein bisschen mithelfen. Am Sonntag hab ich zum ersten Mal Schnüre aus Brennnesseln gedreht, etwas das ich schon lange mal ausprobieren wollte. Und weil es so toll gegangen ist, hab ich gleich noch mehr gemacht und meine Häkelkünste getestet =D

Am Montag Abend kam ein neuer workawayer, Thomas aus Belgien.
Diese Woche war meine Expertise als Tapezierer und Dekorateurin gefragt: wir haben ein Zimmer ausgemalt und ich durfte einen Sessel mit neuem Stoff beziehen. Außerdem haben wir Chutney aus grünen Tomaten eingekocht und Bücher inklusive Regale aus einem Container im Garten ins Haus getragen und neu einsortiert.
Dieses Jahr hatte Sophie 15 workawayer und die Hälfte davon war Vegetarisch. Sie isst normalerweise Fleisch, das sie von befreundeten Farmern aus der Umgebung kauft. Aber da so viele workawayer keines essen, hat sie sich viel mit vegetarischer Ernährung befasst und zaubert die köstlichsten Gerichte mit Gemüse aus ihrem Garten. Und achtet dabei sehr auf Ausgewogenheit und dass wir ja unsere 5 pflanzlichen Eiweißquellen pro Tag bekommen. Es ist faszinierend und inspirierend, wie viel Leidenschaft sie für die Dinge aufbringt, die sie macht. Weil sie einfach wirklich das macht, was ihr Spaß bereitet.
Heute ist mein letzter Tag hier. Hätte ich den Flug nach Finnland nicht schon vor einigen Wochen gebucht, wäre ich noch länger hier geblieben. Aber ich freu mich auch schon wieder auf den hohen Norden. Und eventuell zeigen sich ja die Nordlichter noch mal.
weird looking sheep - schiefgelaufenes Zuchtexperiment?!



Dienstag, 18. Oktober 2016

Glasgow mit Gina

Eichhörnchen im botanischen Garten
Die vergangenen 11 Tage bei Gina waren Urlaub!
Ich bin Samstag in der Früh an der Buchanan-Bus-Station angekommen, von wo mich Gina abgeholt hat. Bei dem Haus, in dem sie gerade Untermieterin ist und auch ich für die Zeit hier wohnen durfte, angekommen, habe ich das liebste Geschenk überhaupt bekommen; eine Tasche voller frischem Obst und Gemüse <3 Genau das, was ich nach 6 Wochen Island brauche!
Das erste Wochenende verbrachten wir hauptsächlich mit quatschen und noch mehr Obst und Gemüse einkaufen. Und Nüsse. Und Müsli. Und zahme Eichhörnchen im botanischen Garten füttern.








irgendwo in Glasgow
Während der Woche musste Gina gelegentlich auf die Uni. Währenddessen hab ich immer irgendwas alleine gemacht, einmal war ich schwimmen, die meiste Zeit bin ich in der Stadt herumgelaufen, lesend die Sonne im Botanischen Garten genossen oder hab zuhause gefaulenzt.
Da Dienstag Ginas freier Tag war und wir beide ausschlafen konnten, gingen wir Montag Abend zum ersten Mal seit wir uns kennen gemeinsam fort! Dass wir einen Club erwischt hatten, in den hauptsächlich Erst-Semester-Studenten gehen, und wir somit um die 6 Jahre älter als die meisten Anderen waren, minderte den Spaß nicht im geringsten =D
Dienstags ließen wir uns Tinte unter die Haut spritzen, die restliche Woche war der Heilung dieser einvernehmlichen Körperverletzung gewidmet.









am Weg auf den Gipfel des "Cobbler"
Am Samstag waren unsere Häute wieder so weit geheilt, dass wir ihnen ein bisschen Schweiß zumuten konnten. Wir fuhren mit John, Gina’s Studienkollegen, ein Stück in den Norden hoch, um den Gipfel des „Ben Arthur“, auch bekannt als „The Cobbler“, zu erwandern.
Das Wetter erinnerte ein bisschen an das Wetter beim Schafabtrieb in Island und am Gipfel wehte der Wind auch fast so stark wie an den letzten Tagen auf Rèttarholt - ich fühlte mich wohl ;)
Just in dem Moment, als wir wieder sicher in John's Auto saßen, prasselten die Regentropfen herab - perfektes timing!






An unserem letzten gemeinsamen Tag besuchten wir die malerische Hauptstadt Schottlands: Edinburgh. Gina hat dort 3 Jahre lang studiert und kennt sich dementsprechend gut aus. Wir haben „Arthur`s Seat“ erklommen, uns in Cafès – nein sry, Tea Rooms – aufgewärmt, in der Mosque Kitchen super gut und super günstig indisch zu Mittag gegessen und die Atmosphäre genossen. Edinburgh ist viel gemütlicher als Glasgow. Aber das Allerbeste an Edinburgh sind die vielen 2n Hand Shops! Cancer Research, Red Cross, Marie Curie, alle möglichen wohltätigen Oganisationen bieten gebrauchte Kleidung, Bücher, Schmuck, Dekosachen und Geschirr an. Gut, dass mein Rucksack schon voll ist, sonst hätte ich einen Großteil meines Reisebudgets in Edinburgh gelassen ;)

Arthu`s Seat in Edinburgh

Und jetzt, wo sich mein inneres GPS gerade Up-gedated und die Glasgow-Karten aktualisiert hat, bin ich schon wieder am Weg zu einer neuen Destination. Es bleibt Schottland, aber ziemlich nahe an der Grenze zu England, ein kleines Örtchen in der Nähe von Lockerbie. Bin schon gespannt, welche Aufgaben mich bei diesem workaway-host erwarten.
Bis nächste Woche!




Dienstag, 11. Oktober 2016

ab in den Süden

Die letzten 4 Tage in Island waren von starkem Wind dominiert. Wir holten an einem dieser windigen Tage die restlichen Reitpferde rein, um die Hufeisen abzumachen und sie auf Winterpause zu schicken. Ihr hättet mal die entrüsteten Blicke der Pferde sehen sollen, als wir mit den Halftern angelaufen kamen. Nach ein paar halbherzigen Fluchtversuchen ihrerseits ließen sie sich dann doch gnädigerweise einfangen, wobei man an den Gesichtsausdrucken eindeutig ihre Gedanken lesen konnte: „Diese verrückten Menschen wollen doch wohl nicht reiten gehen!?“ Wir konnten sie beruhigen und nachdem sie mitbekommen haben, dass wir bloß die Eisen abmachen, waren sie dann auch kooperativ.
Am Dienstag mussten die Schafe dran glauben. Am Vormittag haben wir sie vom Gras weg gesperrt. Das macht man, damit beim Schlachten der Magen nicht (so) voll ist. Am Nachmittag haben wir sie auf die Ladefläche des Jeeps verfrachtet und sind zu den Nachbarn, die Schafbauern sind, gefahren. Die Fotos der Schlachtung erspar ich euch an dieser Stelle ;)
Skagafjördur hat mir vor dem Abschied noch einen wunderschönen Sonnenaufgang beschert.


Den allerletzten Tag (Donnerstag, 6.10.) habe ich in Reykjavik mit Flo verbracht, einem Bekannten, der vor einem halben Jahr bei uns in der Wohnung in Linz Couch-gesurft hat und seit ein paar Monaten in Reykjavik lebt. Am Abend waren wir im Kino und haben uns einen Film über Walfang auf den Faröer Inseln angeschaut – sehr spannend. Leider wars wieder zu bewölkt, um Nordlichter zu beobachten. Aber da ich sowieso am nächsten Tag früh raus und zum Flughafen musste, wars auch nicht so schlimm. Nach ein paar Stunden Schlaf auf Flo’s Couch nahm ich den ersten Bus nach Keflavik und kam damit überpünktlich am Flughafen an. Letztes Jahr hatte ich ja fast meinen Flieger nach Hause verpasst (zur Abflugzeit stand ich noch in der Schlange vor der Sicherheitskontrolle), deswegen war ich ein bisschen übervorsichtig. Dieses Mal ging alles glatt und ich hatte im duty-free genügend Zeit, um meine letzten isländischen Kronen auszugeben.

In London angekommen mussten alle Passagiere durch eine Passkontrolle und die Schlange war eeeeendloos lang. Ich hatte schon Befürchtungen, dass ich den Bus zu London Victoria Station doch später buchen hätte sollen. Aber die Gesichts-Scanner waren schnell und fertigten die Meute im Nu ab. Mein Rucksack drehte auch schon seine Runden am Förderband, als ich in die Halle kam. Nun galt es den Abfahrtsort des Busses zu finden. Die Hinweisschilder waren nicht sehr hilfreich und ich bin ein paar Mal im Kreis gelaufen, bis ich die richtige Richtung gefunden hatte. Trotz der kleinen Verzögerungen durch Passkontrolle und Abfahrstortsuche war ich viel zu früh da und musste ca. 2 Stunden auf den Bus warten. Aber ich bin lieber immer überpünktlich und muss warten, als Stress zu haben ;) Die Fahrt vom Flughafen zur Victoria Station dauerte dann nochmal ca. 2 Stunden.
An der Victoria Station musste ich wieder warten – der Bus um 22:00 Uhr war halt der billigste.
Die Menschenmengen in der Wartehalle zerstörten meinen Traum von zwei freien Sitzplätzen nebeneinander (was die Nacht im Bus um einiges gemütlicher gemacht hätte). Aber ich war ja auch so blöd, in der Nacht von Freitag auf Samstag hoch zu fahren. Klar, dass da mehr los ist… Ich hatte zumindest so viel Glück, einen Fensterplatz ergattern zu können. So konnte ich, ans Fenster gelehnt, die 8-stündige Fahrt mit ein bisschen Schlaf überbrücken.

Gina empfing mich am nächsten Morgen gegen halb 7 in der Früh am Glasgower Busbahnhof.
Ich kann die nächsten Tage bei ihr verbringen, bis ich am 19. Oktober zu meinem nächsten workaway-Platz weiterreise.
Gina studiert grade in Glasgow und wohnt diesen Monat (bis sie wieder auf Praktikum auf die Isle of Arran muss) als Untermieterin in einem Einfamilienhaus. Zum Glück hatte die Vermieterin nichts dagegen, dass ich für die 10 Tage hier bin.


Sonntag, 2. Oktober 2016

Laufskàlarètt

unsere Gruppe beim Laufskàlarètt
Vergangenes Wochenende war Laufskàlarètt im Hjaltatal. Beim Laufskàlarètt werden die Pferde, die den Sommer in den Bergen verbringen durften, wieder ins Tal getrieben und auf ihre Eigentümer aufgeteilt. So ähnlich wie beim Schafabtrieb vor 4 Wochen. Nur, dass unser Part beim Pferdeabtrieb bloßes hinterher reiten war und nur ca. 2 Stunden gedauert hat. Also ein Kindergeburtstag im Vergleich zum Schafabtrieb ;) Wir hatten 3 Touristinnen aus Deutschland mit, von denen nur eine wirklich Islandpferdeerfahrung hatte, weshalb der Ritt seeeehr gemütlich ausgefallen ist. Wir konnten die Pferde bei Freunden von Annika unterbringen, die in der Nähe vom Pferch leben, bei dem die Pferde sortiert wurden. So konnten wir das Spektaktel dann aus nächster Nähe mitverfolgen. Es wird eine Gruppe von Pferden in die Mitte des Pferchs getrieben, wo die Eigentümer stehen und versuchen, ihre Tiere raus zu sortieren und in die Abteilungen zu treiben, die sternförmig rund um das Zentrum angeordnet sind. Dabei geht schon relativ chaotisch zu und es kann schon mal vorkommen, dass sich 2 Leute an ein Jungpferd hängen um es in die richtige Richtung zu weisen.

Am Abend hat Annika gegrillt und zur Feier des Tages gab's Hàkarl – vergammelten Haifisch. Schmeckt so gut wies klingt. Die Konsistenz ist Gelee-artig. Beim ersten Bissen denkt man sich noch „naja, das geht ja sogar“ beim zweiten Bissen „schmeckt eigentlich nach garnichts“. Aber wenn man dann während dem dritten Bissen mal einatmet und die Nervenzellen, die die Geschmacksbotschaften ins Gehirn bringen und die sich bis zu dem Moment erfolgreich geweigert haben, diese Informationen weiter zu leiten, die Katastrophe nicht mehr verhindern können:„uuuääärghh!“ Dann ist es gut, wenn ein Glas mit reichlich wohlschmeckender Flüssigkeit in Reichweite steht.
Robert meinte dazu: „Man muss beim Kauen richtig tief atmen und wenn man in Schweiß ausbricht, dann hat mans richtig gemacht.“ Dem hab ich nichts hinzuzufügen o.O

Annika mit Cue
Einige Tage vor dem Laufskàlarètt hat sich Annika ihre Ferkel nach Hause geholt. Barbey und Cue =D
Die beiden sind sehr unterhaltsam und wühlen am liebsten draußen in der Erde rum. Wenn man in den Stall kommt, begrüßen sie einen meist mit einem erwartungsvollen Grunzen, das, gibt man ihnen nicht sofort Milch, in ein vorwurfsvolles Grunzen über geht. Außer sie haben gerade eine
anstrengende Schnüffel-Zeit draußen verbracht, dann liegen sie Arm in Arm und Schnauze an Schnauze unter der Wärmelampe und schnarchen.


Mit dem Jungpferdetraining haben wir auch begonnen. Wir fahren alle paar Tage mal, wenn's Wetter nicht zu ekelhaft ist, zur Farm von Roberts Schwester, wo die Rabauken stehen und üben das aufhalftern, longieren und Hufe heben.

Abgesehen davon waren die Tage relativ ereignislos. Es wurden ein paar Kälbchen geboren – eines leider tot – und von ein paar Reitpferden haben wir die Hufeisen abgemacht und sie auf die Weide in den Winter-Urlaub geschickt. Auch sonst bereiten wir alles für die Winter-Pause vor; die Sättel und Zaumzeuge werden eingefettet und im trockenen Keller verstaut, denn in dem Container in dem die Reitsachen jetzt sind, lagert Robert im Winter seine Gerste.

Vor mir liegen jetzt noch 4 Tage in Island. Am Donnerstag in der Früh fliege ich weiter nach Großbritannien, wo ich Gina in Glasgow besuchen werde, bevor ich zu meinem nächsten Workaway-Platz weiter ziehe.
Ein Teil von mir möchte gar nicht weg von Island, aber ich freu mich auch auf die neuen Länder und Orte und Menschen und Erfahrungen die noch vor mir liegen.
Mal sehen ob Katla noch so lange mit der Eruption wartet, bis der Flieger meine nächste Destination erreicht hat ;)



Dienstag, 13. September 2016

Verena goes Schafabtrieb

Am Samstag war Schafabtrieb.
Unsere Pferde, Milla und Nàma, haben wir am Freitag Abend in den Hänger gepackt und zu der Stelle gefahren, wo losgeritten wurde. Damit wir den Samstag relaxter starten können. Auch so mussten wir um 5 Uhr aufstehen, da geplant war, um 6:20 loszureiten. Wenn in Island 6:20 Uhr gesagt wird, wird so ca. eine halbe Stunde später angepeilt. Also ging es dann so gegen 7 Uhr los. Da der Wetterbericht nicht so rosig war starteten wir mit vier bzw. zwei Schichten (T-shirt, Pulli, Schafwollweste und Jacke und Leggins unter Reithose) Kleidung. Wir ritten ins Tal hinein, bis wir an dem Punkt angekommen waren, wo sich die berittenen SchaftreiberInnen aufteilten.
Erst ging es zu Fuß ein Stückchen den Berg hoch. Die Flora präsentierte sich in den schönsten Farben, das kann man mit der Kamera garnicht so einfangen. Vor allem, weil ich aus Platzgründen nur mein Handy mit hatte und nicht meine Spiegelreflex. Das ging von hellgrün fluoreszierenden Flechten, über herbstorange und purpur leuchtende Blätter, dazwischen weiße flaumige baumwoll-artige Blüten und Heidelbeer-blaue Punkte (die tatsächlich Heidelbeeren waren).
Es war von Beginn an sehr nebelig und als wir an einer gewissen Höhe angekommen waren verschluckte uns die feucht-kalte Wolke vollkommen. Annika meinte nur: „Wir können ja mal froh sein, dass es nicht regnet!“ und „Ich hoffe ich habe unsere Regenhosen und Jacken nur zur Deko auf meinen Sattel geschnallt.“
Durch den Nebel konnte man halt auch die Personen nicht sehen, die ein paar Meter weiter die Schafe trieben. Nur durch gelegentliche Rufe konnte man die ungefähren Positionen lokalisieren. Ich ritt die meiste Zeit mit Annika. Als ich dann doch einmal ein Stückchen weiter weg musste, bekam ich von der Chef-Schaftreiberin die Anweisungen: folge den Schaftrampelpfaden, reite in die Richtung aus der der Wind kommt und, siehst du den Berg an deiner rechten Seite? Gehe NIE auf den Berg! And, please, don’t get lost.
So ging es dann reitend und laufend ein paar Stunden dahin, mal hatte man Schafe vor sich, mal nicht, mal konnte man die anderen sehen, mal nicht.
Zu Mittag sind dann einige der Gruppe an einem Platz zusammengekommen. Die letzten zwei Jahre kam hier immer ein Versorgungsauto mit Mittagessen und Kaffee zu dem Punkt, dieses Jahr fiel das aber weg. Blöderweise hatten die Organisatoren Annika nicht Bescheid gegeben, weshalb wir nichts zu essen mithatten. Von den anderen haben wir uns dann je ein halbes Thunfischsandwich und einen Schokoriegel geschnorrt. In meiner Jackentasche hatte ich eine kleine 250 ml Flasche mit, die konnten wir immer wieder mal an Bächen mit Wasser auffüllen.
In der Pause wurde mir zum ersten Mal an diesem Tag auch ein wenig kalt und ich war froh, als es in flottem Tempo weiter ging.
Wegen dem Wetter wurde die Route leicht verlegt, da der Berg, auf den sie sonst immer Klettern, bei der eingeschränkten Sicht zu gefährlich gewesen wäre. Deshalb waren wir dann in einem Gebiet, in dem sich Annika auch nicht so auskannte. In der Zwischenzeit hatte es dann auch noch zu regnen begonnen und wir erweiterten unsere Outfits um weitere Schichten aus Regenjacke und –hose. An einer Stelle waren wir dann nicht ganz sicher, ob wir weiter sollten, oder warten. Wir entschieden uns für warten. Das war, abgesehen von dem Abstieg zum Schluss, der anstrengendste Part unserer Tour. Bei dem Herumsitzen wurden die Finger und Zehen ganz schnell kalt und meine, eigentlich wasserdichten, Handschuhe waren nach 10 Stunden, die sie mittlerweile der Feuchtigkeit ausgesetzt waren, dann nicht mehr wasserdicht. Auch unsere braven Ponys waren schon ein bisschen genervt. Milla, die es in den Pausen davor immer sehr genossen hatte, wenn ich sie am Kopf gekrault hatte, drehte eben diesen ungeduldig weg. Nach 1,5 Stunden kamen dann endlich die anderen Leute von den Bergen rundherum runter und brachten noch ein paar Schafe mit.
Dann begann der letzte Teil der Tour, an dem noch mehr Treiber und Schafe zusammen kamen und den Berg runter liefen. Das Schlusslicht der Truppe bildete ein Traktor mit Anhänger, auf dem die Schafe kamen, die zu erschöpft für den Abstieg waren.
Bis wir unten ankamen und unsere Pferde für den Heimweg verladen hatten, war es 20:00 Uhr.
Aus zuverlässiger Quelle wissen wir, dass das das dritt-schlimmste Wetter für einen Schafabtrieb seit 1990 war. Und trotzdem würd ich es sofort wieder machen! Man muss die Isländer – Pferde wie Menschen –  wirklich für verrückt erklären, wenn man sieht, an welchen schottrigen Berghängen die hoch gehen, um zwei, drei Schafe runter zu treiben, die nicht schlau genug sind, der Gruppe zu folgen. Und von diesen Schafen gibt es eine Menge. Und das Ganze dann auch noch mit Handpferd im Schlepptau! Dass das alles trotz scheinbarer Leichtigkeit nicht ungefährlich ist, konnten wir erleben, als beim letzten Abschnitt ein Pferd nicht so wollte, wie der Reiter und bockte und der dann vom Pferd stürzte, und sein Handpferd dann auch noch ausrutschte und direkt neben ihm auf den Boden fiel. Das der Reiter sofort wieder auf sein Pferd stieg und erst dann abcheckte, ob all seine Gliedmaßen noch in einem Stück sind, ist typisch isländisch. Aber zum Schluss kamen alle Reiter, Pferde und Schafe heil unten an.
Um euch das Ganze noch ein bisschen anschaulicher zu machen gibt’s, wie jede Woche, noch ein paar Fotos. Die Kälte, den Wind, die Regennässe auf der Haut und das Gefühl nach Abenteuer müsst ihr euch bitte dazu denken ;)


hier teilten sich die ReiterInnen auf

seht ihr den kleinen orangenen Punkt auf dem Hang? Da klettert so ein verrückter Isländer mit 2 Pferden rum









während wir warteten wurde uns ganz schön kalt





der letzte Abschnitt den Berg runter, leider hab ich da keine guten Fotos... 

Dienstag, 6. September 2016

calves, polar lights and rainy weather

Viele Kälber sind vergangene Woche ohne große Probleme auf die Welt gekommen und toben mittlerweile im Kälber-Kindergarten im Stroh. Selbst das eine, das drei Wochen zu früh dran war und wir die Kuh erst Mal von der Weide in den Stall treiben mussten, als schon die Vorderklauenchen – wie verniedlicht man Klauen? Klauen klingt so überhaupt nicht nett. Hufchen? Hm… - rausschauten, springt munter herum.
Nur eine Kuh war von der Geburt so geschwächt, dass sie in der Box auf das Kalb drauf gefallen ist und das Kleine erdrückt hat :(

Am Samstag ist Annika mit mir zu einem Wasserfall in der Nähe gefahren. Da muss man erst durch eine Schlucht spazieren und wenn ich „Game of Thrones“ schauen würd, hätt ich mich bestimmt in die Serie hineinversetzt gefühlt ;) Die Lichtverhältnisse waren so wunderschön da drin, auf Fotos kommt das nur leider nicht wirklich gut rüber… Und wer auf facebook das Video gesehen hat, weiß, dass ich, in einem spontanen Anfall von Verrücktheit, meinen Kreislauf ein bisschen herausgefordert hab und in das Wasser gesprungen bin. Naja ok, ich hab mich langsam reingetastet, aber es war auch wirklich SOOOOO kalt! Sogar Niki, die Labrador Hündin, die sonst kaum aus dem Wasser rauszubekommen ist, hat sich nur schwer überreden lassen, mit mir baden zu gehen. Die gefühlt tausend Nadeln die danach in meine Haut gepikst haben wurden schnell von den warmen Sonnenstrahlen weggestreichelt.



In der Nacht von Samstag auf Sonntag war Ròbert bei einem Freund und Annika und ich hatten es uns auf dem Sofa vor dem Fernseher gemütlich gemacht. Kurz vor Mitternacht, bevor ich schlafen ging, hab ich nochmal nach draußen geschaut, weil die Chance Nordlichter zu sehen um diese Jahreszeit schon groß ist und es mal nicht bewölkt war. Und tatsächlich! Über den Himmel waberten grüne 
Lichter! Es ist so unglaublich schön =) Um euch auch ein bisschen daran teilhaben zu lassen, hab ich versucht, sie mit der Kamera einzufangen…






Am Sonntag wurde der Hengst abgeholt, der seinen Sommerurlaub auf Annika‘s Wiese mit den Stuten verbringen durfte. Das brave Tier kam zutraulich angetrottet, ließ sich aufhalftern und ging artig mit uns raus aus der Herde. Das war einfacher als erwartet. Auch als abends die Besitzer auftauchten und ihn in den Hänger verluden benahm er sich vorbildlich.

Nicht so vorbildlich benahm sich Skìa, ein junges Reitpferd, als wir Montag Nachmittag ihre Eisen abmachen wollten.  Eigentlich wollten wir danach ja noch Pferde treiben, aber da die Prozedur dann länger gedauert hat, verschoben wir das auf Dienstag. Bei Gufi und Hanna ging das Ganze aber zum Glück relativ schnell und auch die zwei neuen Wallache haben sich die Vorderhufe ohne Probleme neu beschlagen lassen.
Der Dienstag war ein windiger, verregneter Tag, deshalb haben wir das Pferde treiben wieder verschoben. Stattdessen haben wir Zäune für die neue Kuhweide gesteckt und die beiden verbliebenen Hufeisen von Skìa abgemacht. Bei einer anderen Fuchsstute haben wir die Vorderhufe geschnitten, was ich auch probieren durfte =)
Zu Mittag hab zur Abwechslung mal ich gekocht, es gab Erdäpfelstrudel – danke, Mama, fürs Rezept schicken ;)
Kommendes Wochenende steht der Schafabtrieb am Plan, vorausgesetzt das Wetter ist annehmbar. Eine andere workawayerin von Annika beschrieb es so: insane, but fun! Also hoffen wir mal, dass es einigermaßen schön ist, damit ich wieder was Spannendes zu erzählen hab ;)



Mittwoch, 31. August 2016

Ha det bra Norge! Halló Ísland!

Am Freitag war auf einer Farm im Nachbarort eine „Academic Art of Riding“-Trainerin da. Sossa hat mit Janenna bei dem Kurs mitgemacht und ich durfte zum Zuschauen mitkommen. Es waren 8 Teilnehmerinnen, jede hatte am Vormittag eine halbe Stunde Trainingseinheit und am Nachmittag auch. Zum Glück war schönes Wetter, nur kurz gabs mal einen Regenschauer. Mit Hder deutschen Wwooferin der Farm, Anna, hatte ich viel Spaß beim Erfahrungen austauschen und Hunde spazieren gehen. Sie hat mir auch am Abend dann Gesellschaft geleistet, als Janenna wieder mal ein bisschen länger gebraucht hat, um in den Hänger zu gehen und ich die Hunde beschäftigen musste, damit sie das Pferd mit dem Gebelle nicht noch unruhiger machen.
letzter Abend in Skiptvet mit sternenklarer Nacht
Die Heimfahrt war dann ebenfalls sehr spannend, weil die Scheinwerfer beim Auto ihre wahre Berufung als Strobo-Disko-Lights gefunden haben. Leider haben sie es versäumt, den Arbeitsplatz zu wechseln und so fungierten wir als Verkehrsentschleuniger, denn mit ständig an- und ausgehenden Lichtern und fehlender Straßenbeleuchtung kann man halt mal nicht so schnell fahren ^^

Am Samstag Vormittag hab ich dann meine sieben Sachen gepackt und bin mit dem Zug nach Oslo gedüst. Kari, Sossa`s Schwester, hatte mich ja eingeladen, dass ich bei ihr in der Wohnung übernachten kann, wenn ich nach Oslo komme, und diese Einladung habe ich dankend angenommen. Erst habe ich meinen Rucksack zu ihr gebracht, um dann die Stadt zu erkunden. Oslo ist wirklich eine sehr schöne Stadt und ich hätte gerne noch mehr Zeit dort verbracht, ein Nachmittag reicht definitiv nicht aus!
Plakat im Nobels Fredssenter
Nachdem ich mir einen schnellen Überblick geschaffen hab und den Royal Palace, das Rathaus, das Munch Museum und das National Theatre von außen bewundert hatte, beschloss ich mir die Ausstellung im „Nobels Fredssenter“ = „Nobel Peace Center“ anzusehen. Und die war wirklich toll! Die Ausstellung war in verschiedene Bereiche gegliedert, der permanente Teil erzählte die Geschichte von Alfred Nobel und dem Nobelpreis generell. In den temporären Bereichen sind gerade die Ausstellungen „Syria is my only home“ mit Videoinstallationen; „1965 UNICEF“; „The Tunisian Method“ über die Zeit nach dem Arabischen Frühling in Tunesien; „The dangerous prize“ über Carl von Ossietzky und „Unknown Numers“, eine
bemalte Wand außerhalb des Gebäudes, die der Redefreiheit gewidmet ist, zu sehen.
Der Museumsshop ist auch super cool und wenn mein Rucksack nicht schon so vollgepackt wäre, hätte ich dort sicher viele norwegische Kronen hinterlassen ;)


Vigelandsparken

Danach war ich noch kurz im „Vigelandsparken“, ein Skulpturenpark ganz in der Nähe von Kari`s Wohnung, der die meistbesuchteste Touristenattraktion Norwegens ist. Und in dem sich auch zahlreiche Pokemon-Go-Spieler tummeln =D
Nach dem Abendessen mit Kari in der Wohnung fuhr ich in den Stadtteil „Toshov“, wo das Konzert stattgefunden hat, für das ich mir ein Ticket gekauft hatte.

Am nächsten Tag in der Früh, also so richtig in der Früh, um 05:00 Uhr trat ich die zweite Etappe meiner Reise an, die mich noch weiter in den Norden, nach Island, führen sollte. Ich hab das
Osloer Bahnhof um 06:00 Uhr morgens
ganze ein bisschen schlecht getaktet, denn mein Flieger kam um kurz nach 9 Uhr in Reykjavik an und der Bus in den Norden zu meinem workaway-host ging erst abends gegen 5. Ich hatte also reichlich Zeit, um mir die Stadt anzusehen – wieder einmal. Blöderweise waren auch die Schließfächer am Busbahnhof alle voll – definitiv zu viele Touristen unterwegs hier ;) – und so musste ich meinen Rucksack mitschleppen. Deshalb hab ich beschlossen, die Wege so kurz wie möglich zu halten, hab mir im Supermarkt was zu essen besorgt um hab mich runter ans Wasser gesetzt. Dort und später im Café hab ich dann den Tag verbracht, bis der Bus endlich die Fahrt nach Varmahlid angetreten ist.
Nach ca. 6 Stunden kam ich an, wurde von Annika abgeholt und bin dann auch recht bald ins Bett gefallen. Den ganzen Tag herumsitzen macht auch müde…
Hier auf Réttarholt ist vieles wie früher, aber auch so manches neu. Das heiße Wasser riecht immer noch nach Schwefel, die Kälber sind auch im neuen Stall zum Knuddeln süß, die Melkmaschine anschließen funktioniert genau gleich wie beim letzten Mal und die Islandpferde machen alle kurze Schritte, auch die neuen.
Die ersten drei Tage sind wie im Flug vergangen und ich freu mich auf die kommenden Wochen =)


þangað til næst

Dienstag, 23. August 2016

zweite Woche in Skiptvet

Vergangenen Mittwoch hab ich zum ersten Mal gemeinsam mit Sossa was mit den Pferden gearbeitet, oder besser gesagt, Sossa hat mit mir und den Pferden gearbeitet. Wir haben vom Boden aus Stellung und Schulter herein probiert, das war eine echte Herausforderun für mich. Meine Reitstunden als Kind waren immer vom Pferderücken aus und die zwei, drei Bodenarbeitskurse die ich bis jetzt gemacht hab, waren Peanuts gegen die Feinheiten, auf die Sossa achtet! Ich hab sowas von Glück, dass ich so ein Training kostenlos bekomm =)
Am Freitag sind wir nach Lillehammer gefahren und haben dort übernachtet. Am Samstag war nämlich Buhund Tag. Buhund = typische norwegische Hunderasse. Zu dem Anlass fand in Lillehammer eine Hundeshow statt, wo Sossa ihre beiden präsentiert hat. Máiste hat schon zwei Mal den Preis für den „Buhund der Show“ gewonnen. Aber dieses Mal war ein Richter da, der der Fellfarbe viel Aufmerksamkeit widmet und da Máiste für einen schwarzen Buhund zu braun ist, ist dieses Mal nichts draus geworden. Dafür bekam einer ihrer Söhne den Preis und wenn er ihn noch einmal gewinnt, kann er Champion werden ^^
Sargis fehlen ein paar Zähne, darum hatte er nicht so eine gute Bewertung…
Die restlichen Tage habe ich wieder Heidelbeeren geerntet, bin mit den Hunden im Wald spazieren gegangen – ich bin immer noch fasziniert von der Stimmung im Wald! – habe Gartenmöbel gestrichen, bei der Hundehütte das Dach zum Teil erneuert und mit Dachpappe bedeckt und Unkraut gejätet.
Heute (Dienstag, 23.8.) hat mir Sossa wieder eine Trainingseinheit gegeben, ich durfte mit Janenna arbeiten, vom Boden aus und zum Schluss durfte ich dann auch kurz ohne Sattel reiten =)