21.Mai 2012, Montag
Pferde sortieren
So viel
gerannt wie heute bin ich die ganze Zeit hier noch nicht. Wir trieben die
gesamte Herde (ausgenommen der Reitpferde halt) rein auf die kleine Koppel und
versuchten sie in drei Gruppen zu teilen.
Gruppe
#1: die dreijährigen und die Fohlen vom letzten Jahr
Gruppe
#2: Stuten zu denen der Hengst kommt
Gruppe
#3: Pferden, an die der Hengst nicht ran darf (Wallache, Stuten die im Herbst geschossen werden, …)
Wir
mussten etliche Kilometer zu Fuß zurücklegen, bis wir die gewünschten Gruppen
beieinander hatten aber schlussendlich schafften wir es tatsächlich, ohne
Verluste unsererseits und ohne dass das kleine Fohlen niedergerannt wurde.
Die
Herde #2, zu der der Hengst kommt, durfte zurück auf ihre gewohnte Koppel.
Danach versuchten wir die Herde, zu der der Hengst nicht darf auf die Koppel,
um die wir den neuen Zaun gezogen hatten zu treiben. Das war eine kleine
Herausforderung ^^ Annika und Robert trieben die Pferde zu Indra und mir und
wir sollten die dann zu einem Richtungswechsel nach links bewegen, auf die
„neue“ Koppel zu. Doch die Vorstellung der Frechdachse von Freiheit war mit der
unseren nicht so richtig kompatibel und galoppierten geradeaus weiter, zurück
zur alten Koppel, wo bereits die Stuten standen. Tja, und da Indra und ich zwei
Beine weniger haben, als die frechen Tiere, können wir auch nur halb so schnell
laufen, und unser Versuch, sie umzuleiten misslang kläglich. Mit Annikas und
Robert Hilfe und noch mehr Gerenne und Geschrei war aber auch diese Herde dort
verstaut, wo wir sie hinhaben wollten und der Abend war gerettet ;)
22.Mai 2012, Dienstag
Jungpferdetraining I
Heute
wurde meine (kleine, aber feine) Erfahrung mit Pferden um eine mehr erweitert.
Zum ersten Mal hatte ich dir Möglichkeit mit Jungpferden zu arbeiten (danke
Annika! =))
Die
drei Fohlen vom letzten Jahr – die Fuchsschecke Brynja, und die zwei Graufalben Venus
und Mosa – trieben wir in den Pferch
rein und Charlie, die sechsjährige
Apfelschimmelstute, durfte als Kindergärtnerin funktionieren. Ein Fohlen nach
dem anderen wurde dann vom Pferch in den Stall getrieben, in dem Charlie schon brav wartete. Brynja war die erste – und einfachste.
Da die Kleine im Winter mal krank geworden war, war sie den anderen in ihrer
Erziehung sehr weit voraus. Man konnte sie ohne Probleme am gesamten Körper
streicheln, das Halfter anlegen und die Hufe heben, ein schöner Beginn ;)
Danach
kamen die Graufalben dran, keine Ahnung mehr in welcher Reihenfolge, die sehen
so gleich aus ^^
Diese
beiden kannten es weder gestreichelt zu werden, geschweige denn ein Halfter auf
den Kopf zu bekommen oder die Hufe zu heben. Die erste war sehr entspannt und
ließ es ruhig über sich ergehen, am ganzen Körper abgestreichelt zu werden. Bei
der zweiten war das ein bisschen schwieriger, aber schlussendlich entspannte
auch die sich.
Dann
waren die dreijährigen dran. Die kennen die Prozedur ja schon, was aber nicht
heißt, das Halfter raufmachen und Hufe heben einfach ist.
Es ist
total spannend zu sehen, wie unterschiedlich Jungpferde sind, die alle vom
selben Vater abstammen, in der selben Herde aufgewachsen sind und auf die
gleiche Art und Weise ausgebildet wurden.
Die
helle Fuchsstute Gloa ist ein
richtiger Engel, Halfterführig, Hufe heben kein Problem, aber auch nicht
abgestumpft. Die wird Annika höchstwahrscheinlich nächstes Jahr zu Tina
schicken, um Gloa zu einem Reitpferd
ausbilden zu lassen.
Im
Gegensatz dazu gibt es einige, die man erst in den Stall reintreiben muss, um
das Halfter überhaupt auf den Kopf zu bekommen und von Führen ist da auch keine
Rede, da steht noch longieren auf dem Plan.
Unter
der Anleitung und mit Hilfe von Annika arbeiteten Indra und ich also mit den
sieben Dreijährigen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Am
Abend, als wir zum Melken in den Stall kamen, lag da eine Kuh mitten am Gang
flach auf der Seite. Das ist nie ein gutes Zeichen, so liegen Kühe
normalerweise nicht. Annika vermutete Calciummangel und verabreichte das Zeugs
gegen Engergiemangel und Calciumspritzen, welche aber keine Wirkung zeigten. Da
die Kuh genau am Weg zur Melkkammer lag, mussten die restlichen Kühe heute
andersrum gehen, um zu den Melkmaschinen zu gelangen, was Verwirrung pur
bedeutete.
Selbst
als wir mit Melken fertig waren (ca. 1 ½ Std später), hatte die Kuh sich noch
nicht erhoben und war durch nichts dazu zu bringen. Mit Seilen versuchten wir
sie dann in die Extrabox zu ziehen. Wenn 400 kg beschließen, sich nicht bewegen zu wollen/können, dann haben
ein Robert, eine Annika, eine Indra und eine Verena schwer dran zu arbeiten, an
diesem Zustand etwas zu ändern. Diesem Tauziehen – das 1:0 für die Menschen
ausging – verdanke ich einen Muskelkater in den Oberarmen ^^
23.Mai 2012, Mittwoch
Jungpferdetraining II
Dieser
Tag war ein eindeutiger Pferdetag. Vorm Mittagessen bewegten Indra und ich die
Reitpferde.
Nach
dem Mittagessen gings wieder ans Jungpferdetraining. Bei vielen konnte man
richtige Fortschritte erkennen, im Vergleich zu gestern. Kaldi, ein grauer Wallach, zum Beispiel, zickte gestern total rum,
beim Hufe heben. Heute war das alles kein Problem mehr. Er war der erste, den Indra
und ich uns in den Pferch geholt hatten und wir waren richtig überrascht, dass
das so schnell ging und hofften natürlich, dass die anderen Pferde auch so
einfach sein würden. Aber denkste, unsere Hoffnungen erfüllten sich nicht ^^
Bei
einigen ging es auch schon besser als am Vortag, bei anderen wars ein bisschen
mehr Herausforderung.
Tinna, eine Rappstute, zickte gestern schon
richtig rum, beim Halfter drauf machen. Sie ist ziemlich Kopfscheu, lässt sich
kaum mit der Hand über die Nase fahren und wenn man versucht, das Halfter
raufzubekomme, reißt sie den Kopf hoch. Für solche Spielereien sind Indra und
ich definitiv zu klein und zu leicht.
Bei
solchen Pferden ist dann oft die Lösung, sie in den Stall reinzutreiben, dort
haben die weniger Platz um zu entkommen und es ist ruhiger. Aber Tinna hatte auch gegen diesen Plan etwas
einzuwenden und sträubte sich, da reinzugehen. Wir bekamen das Halfter
schließlich doch im Pferch rauf und versuchten dann, Tinna mit Charlies Hilfe
in den Stall zu bekommen, indem wir sie schonmal reinstellten, damit Tinna sieht, dass da drin kein Raubtier
auf sie lauert. Doch alles ziehen und zerren und treiben und anstupsen war
umsonst, wir brachten das Tier nicht in die „Höhle des Löwen“. Naja, man soll
ja eigentlich nicht aufhören, bevor man das Ziel erreicht hat, weil die Tiere
sich das merken und es beim nächsten Mal dann noch schwieriger werden könnte,
aber die Stute noch mehr aufzuregen schien uns auch nicht sinnvoll und so
verlegten wir uns aufs longieren.
Die Fuchs-Farbwechslerstute
Skima hatte auch etwas gegen ein
Halfter am Kopf einzuwenden. Aber die ging in den Stall rein, wo es uns gelang,
das Halfter anzulegen. Doch als wir die Tür öffneten, schoss das Tier wie von
der Tarantel gestochen raus und riss mir die Longe aus der Hand. Nach einer
Runde im Fetzgalopp durch den Pferch, die Longe hinter sich her schleifend,
machte die Stute einen auf Rammbock und stürzte sich mit dem Kopf voran gegen
die hölzernen Zaunlatten, mit denen der Pferch eingegrenzt ist. Das morsche
Holz gab nach und mit einem lauten „Krachz“ war das Pferd raus. Ups.
Wir
versuchten es wieder einzufangen, doch die Stute rannte aufgescheucht herum und
machte die restlichen Dreijährigen ganz kirre. Endlich rannte sie mit ein paar
anderen in den Pferch, wo wir dann wieder an sie ran kamen und die anderen nach
und nach rausschicken konnten. Um einen positiven Abschluss der
Trainingseinheit zu haben, longierten wir sie noch ein paar Runden, bevor wir
sie in die Freiheit entließen.
Naja,
Zaunlatte wurde ersetzt und morgen müssen wir da halt extra aufpassen.
Der
Zustand der Kuh, die wir gestern in die Extrabox ziehen mussten, hatte sich
heute in der Früh auch noch nicht gebessert. Die Tierärztin vermutete, dass das
arme Tier sich beim Sturz etwas gebrochen hatte, denn bloßer Calciummangel
konnte das nicht sein.
Aus
diesem Grund: Neue Diagnose: Bleimangel.
Lösung
des Problems: Kugel in den Kopf.
Da aber
nicht gänzlich klar war, ob da nicht doch auch ein paar Bakterien oder ein Virus
seine Hände im Spiel hatten, war die Kuh zum Verzehr nicht geeignet, sondern
den Flammen in der Tierverbrennungsanlage übergeben.
Ach ja
und in der Nacht von gestern auf heute ist wieder ein Fohlen geboren worden,
ein Rappschecke. Fotos werden folgen ;)
24.Mai 2012, Donnerstag
Jungpferdetraining III
Da es
schon in der Früh sehr windig war, ritten wir gleich nach dem Frühstück die
Reitpferde, denn meistens wird der Wind im Laufe des Tages noch stärker. Zum
ersten Mal wurde auch Kápur gesattelt
und Indra ritt ihn runter zum Tor und wieder rauf, während ich die beiden mit Villingur begleitete. Danach waren Kapteinn, Rudi und Villingur als
Handpferd dran und zum Abschluss Náma
und Milla. Durch den starken Wind
waren die beiden Stuten nervöser als sonst und Milla sah in jedem Stein eine
Gefahr und musste natürlich davor ausweichen, naja, schadet ja nicht, so ein
Gleichgewichtstraining ;)
Mit Milla und Náma gönnen Indra und ich uns immer einen flotte Let’s-Fetz-Galopp.
Ich war vorne weg (die kleine Milla kann richtig Gas geben =D), als sich direkt
neben ihr ein Stein in ein gefährliches Raubtier verwandelte und sie einen
Sprung zur Seite machte. Das wäre ja noch einfach zu sitzen gewesen, doch
gleich nach dem sie gelandet war, lag da überraschenderweise so ein gelber
Straßenabgrenzungsstock, der ihr in den letzten Wochen nie aufgefallen war,
aber heute gruseliger war als sonst. Mit einem großen Satz sprang sie auch noch
da drüber. Meine Steigbügel verabschiedeten sich von meinen Füßen und ich sah
mich schon am Boden liegen. Doch dank der dicken Mähne konnte ich mich wieder
in den Sattel ziehen und die Balance wiederfinden. Am Ende der Galoppstrecke
parierte ich die Gute durch und drehte mich um, um auf Indra zu warten, die mir
mit den Worten „Ich hab meinen Steigbügel verloren!“entgegengaloppiert kam.
Lachend erwiderte ich, ebenfalls meine Steigbügel verloren zu haben, doch sie
antwortete: „Nein, ich hab ihn wirklich verloren. Den ganzen! Mit Riemen!“ Das
Ding war tatsächlich aus der Emergency-Halterung gerutscht. Wenn man das so
schreibt, klingt es gar nicht mehr so lustig, wie wir das in diesem Moment
fanden. Uns schüttelte es vor Lachen, als wir unsere treuen Pferde umdrehten
und uns auf die Suche nach dem Ding machten, das auch bald erfolgreich
gefunden, wieder an den Sattel montiert und dann der Heimweg – erneut –
eingeschlagen wurde.
-
Es
gibt, sehr grob eingeteilt, zwei Gruppierungen unter den Dreijährigen. Die
einen lassen sich das Halfter einfach im Pferch über den Kopf ziehen. Die
anderen zicken ein bisschen mehr rum, bei diesen ist es dann einfacher, sie in
den Stall zu treiben und dort drin aufzuhalftern.
Die
zweite Gruppe ist es also gewöhnt, vom hellen in den etwas dunklen Stall zu
gehen, wobei die Pferde der ersten, die eigentlich einfacher zu händeln sind,
wohl ein verstecktes Raubtier da drin vermuten.
Kaldi war mit Heu davon zu überzeugen, dass da
drin nichts Schlimmes passiert. Tinna
und Gloa, die zwei Stuten, die
eigentlich die bravsten sind, waren nicht so leicht zu überreden, bei Tinna hatten Indra und ich ja gestern
die Versuche sie rein zu bekommen schon aufgegeben.
Heute
holten wir uns Unterstützung von Annika und Robert. Robert zog an einem langen
Strick, der vorne am Halfter angebracht und über einen Ring in der Stallwand
umgeleitet war und Annika und ich machten Druck von hinten mit einem Strick
quer über das Hinterteil von Tinna.
Indra trieb noch extra mit Gerte dazu. Tinna
sprang hin und her, schüttelte widerwillig den Kopf, setzte sich fast nieder
und begann zu Steigen – war unser Glück war. Als sie wieder einmal ihre
Vorderbeine protestierend in die Luft schmiss zog Robert kräftig an und Annika
und ich drückten von hinten nach, so flog die Stute buchstäblich in den Stall
rein. War ein feiner Anblick ^^ In solchen Momenten bräuchte man einfach jemanden,
der mit Kamera dasteht und Aktionen dieser Art dokumentiert…
Bei Gloa war der Sprung in den Stall nicht
ganz so spektakulär, wenn auch nicht weniger anstrengend ;)
25.Mai 2012, Freitag
Wind, Wind, Wind
Der
Wind hat an Kraft seit gestern noch zugenommen, deshalb ließen wir die Pferde
Pferde sein und ersetzten das Reittraining am Vormittag durch Liegeboxen putzen
im Kuhstall.
Am
Nachmittag fuhren wir drei Mädels nach Krók einkaufen, kamen um 16:00 nach Hause
und verbrachten den restlichen Nachmittag sehr unproduktiv ;)
Rund um
die Farm blies der Wind die Erde in der Luft vor sich her, es taten sich
richtige Staubwände auf, die mehr an Wüste als an Island erinnerten.
26.Mai 2012, Samstag
Und Wind, Wind, Wind zum zweiten…
Robert
hatte heute in der Früh wieder das Melken geschwänzt – wir schön langsam zur
Gewohnheit :P.
Da der
Wind seit gestern um kein Bisschen nachgelassen hatte, bekamen die Jungpferde
zum zweiten Mal „Sturmfrei“.
Indra und
ich hatten in den vergangenen Tagen das Winterfell der Jährlinge beim Putzen
abgezweigt und in einem Eimer gesammelt. Wir wollten versuchen, ob man die
Schafwolleähnlichen Wuschel spinnen kann. Unsere Augen hatten auf dem Dachboden
nämlich ein altes verstaubtes Spinnrad entdeckt.
Dieses
wurde sogleich in den Stall getragen und in Schuss gebracht. Das Fußpedal, das
das Rad antreibt, war der Zeit zum Opfer gefallen, so improvisierten wir und
brachten eine Handkurbel an.
Wir
versuchten das Fell mit den Pferdestriegeln zu kämmen, was mäßig Erfolg
brachte, so gingen wir dazu über, es einfach mit den Händen zu entwirren. Indra
setzte sich ans Spinnrad, ich brachte Schwung in die Sache und los gings =D
Das
Ergebnis: Eine 30 cm lange Schnur, gesponnen aus dem Fell von Venus, Mosa und Brynja.
Am
Abend fieberten auch wir beim Eurovision Songcontest mit und fanden Island
eindeutig am besten ;)
27.Mai 2012, Sonntag
Die Gefahr, sich zu überarbeiten, ist groß xD
Heute war Annika mit Ausschlafen dran. Robert
verschwand nach dem Melken aber auch ganz schnell wieder im Bett, hatte er doch
die Nacht davor zum Tag gemacht.
Indra und ich frühstückten doppelt so lange
als normal, danach ließen wir die Kühe raus und füllten 2 Tonnen mit Pellets
für die Kälber auf.
Das wars. Aber es war ja auch Sonntag.
Mit Büchern bewaffnet kletterten wir auf die
Siloballen, wo wir die nächsten 2 ½ Std verbrachten. Dann trieb uns der kalte
Nordwind ins Haus.
In dieser Woche kamen dann auch noch vier weitere Fohlen zur Welt, mittlerweile laufen also sechs so kleine Wesen auf den Koppeln herum, von denen fünf Annika gehören.