megagroßer Baum - ich kann da locker drunter stehen |
Seit 15 Jahren wohnt sie in dem Haus, in Woodhill, ca. 12 km von
Lockerbie entfernt, an der Grenze von England zu Schottland. Das Haus ist
riesig groß, mit 7 Schlafzimmern und 3 Bädern, einer große Küche mit
Essbereich, einem Wohnzimmer, ihrem Büro und – das allercoolste: eine
Bibliothek!
Sie hat aber auch 8 Kinder, die ja irgendwo untergebracht werden
mussten. Mittlerweile sind aber alle außer Haus, die Jüngste ist 23.
Eine ihrer Töchter inklusive Ehemann und Kinder durfte ich kennen
lernen. Sie haben die Schulferien hier verbracht vergangene Woche. Wie die
beiden mit ihren Kindern, Marcus 1 Jahr und Sampson 6 Jahre, umgehen, ist echt
toll und hat mich sehr beeindruckt. Wenn Marcus mit seinen 12 Monaten
beschließt, auf das Sofa zu klettern und auf der Armlehne zu balancieren, kommt
niemand angelaufen und hebt ihn runter oder ermahnt in vorsichtig zu sein,
sondern er wird darin bestärkt, sein Gleichgewicht zu testen und er bekommt die
Aufmerksamkeit, die er gerade braucht.
Ich könnte noch mehr so Situationen aufzählen, in denen ich eine andere
Reaktion der „Erwachsenen“ erwartet hätte, mich ihr tatsächliches Verhalten
jedoch immer wieder positiv überrascht hat.
Zur gleichen Zeit waren auch noch 2 andere workawayer da, Luise aus Brasilien
und Dylan aus Schottland.
Wir haben Äste und Zweige von dem umgestürzten Baum weggeräumt, einen
Pfad zum neuen Hühnerhaus gelegt und aus Ästen und trockenem Gras Unterschupfe
für die Vögel gebaut. Das ist nämlich das große Projekt von Sophie – ein „animal
sanctuary“ für Vögel zu erschaffen. In Schottland gibt es ganz wenige
naturbelassene Plätze und dadurch nur noch sehr wenige Vögel und andere
Wildtiere. Ihre 7 acre Land und ihre Energie widmet Sophie also den Vögeln. Und
wenn sich ein Igel auf ihrem Land einnisten würde, wäre das wie Geburtstag,
Weihnachten und Ostern zusammen, denn Igel gibt es auch sehr wenige hier und
sind doch so wichtig für das ökologische Gleichgewicht.
Luise und Dylan sind am
Wochenende abgereist.
Samstag und Sonntag waren frei – mein erster workaway Platz, wo ich 2
Tage total frei hatte! Am Samstag war ich auf einem Pferdehof in der Nähe und
durfte gleich ein bisschen mithelfen. Am Sonntag hab ich zum ersten Mal Schnüre
aus Brennnesseln gedreht, etwas das ich schon lange mal ausprobieren wollte.
Und weil es so toll gegangen ist, hab ich gleich noch mehr gemacht und meine
Häkelkünste getestet =D
Am Montag Abend kam ein neuer workawayer, Thomas aus Belgien.
Diese Woche war meine Expertise als Tapezierer und Dekorateurin
gefragt: wir haben ein Zimmer ausgemalt und ich durfte einen Sessel mit neuem
Stoff beziehen. Außerdem haben wir Chutney aus grünen Tomaten eingekocht und
Bücher inklusive Regale aus einem Container im Garten ins Haus getragen und neu
einsortiert.
Dieses Jahr hatte Sophie 15 workawayer und die Hälfte davon war Vegetarisch.
Sie isst normalerweise Fleisch, das sie von befreundeten Farmern aus der
Umgebung kauft. Aber da so viele workawayer keines essen, hat sie sich viel mit
vegetarischer Ernährung befasst und zaubert die köstlichsten Gerichte mit
Gemüse aus ihrem Garten. Und achtet dabei sehr auf Ausgewogenheit und dass wir
ja unsere 5 pflanzlichen Eiweißquellen pro Tag bekommen. Es ist faszinierend
und inspirierend, wie viel Leidenschaft sie für die Dinge aufbringt, die sie
macht. Weil sie einfach wirklich das macht, was ihr Spaß bereitet.
Heute ist mein letzter Tag hier. Hätte ich den Flug nach Finnland nicht
schon vor einigen Wochen gebucht, wäre ich noch länger hier geblieben. Aber ich
freu mich auch schon wieder auf den hohen Norden. Und eventuell zeigen sich ja
die Nordlichter noch mal.
weird looking sheep - schiefgelaufenes Zuchtexperiment?! |