Sonntag, 30. Oktober 2016

Woodhill

megagroßer Baum - ich kann da locker drunter stehen
Mein workaway-host Sophie ist eine tolle Frau, ruhig, zufrieden, mit einem Ziel vor Augen.
Seit 15 Jahren wohnt sie in dem Haus, in Woodhill, ca. 12 km von Lockerbie entfernt, an der Grenze von England zu Schottland. Das Haus ist riesig groß, mit 7 Schlafzimmern und 3 Bädern, einer große Küche mit Essbereich, einem Wohnzimmer, ihrem Büro und – das allercoolste: eine Bibliothek!
Sie hat aber auch 8 Kinder, die ja irgendwo untergebracht werden mussten. Mittlerweile sind aber alle außer Haus, die Jüngste ist 23.
Eine ihrer Töchter inklusive Ehemann und Kinder durfte ich kennen lernen. Sie haben die Schulferien hier verbracht vergangene Woche. Wie die beiden mit ihren Kindern, Marcus 1 Jahr und Sampson 6 Jahre, umgehen, ist echt toll und hat mich sehr beeindruckt. Wenn Marcus mit seinen 12 Monaten beschließt, auf das Sofa zu klettern und auf der Armlehne zu balancieren, kommt niemand angelaufen und hebt ihn runter oder ermahnt in vorsichtig zu sein, sondern er wird darin bestärkt, sein Gleichgewicht zu testen und er bekommt die Aufmerksamkeit, die er gerade braucht.
Ich könnte noch mehr so Situationen aufzählen, in denen ich eine andere Reaktion der „Erwachsenen“ erwartet hätte, mich ihr tatsächliches Verhalten jedoch immer wieder positiv überrascht hat.
Zur gleichen Zeit waren auch noch 2 andere workawayer da, Luise aus Brasilien und Dylan aus Schottland.

Wir haben Äste und Zweige von dem umgestürzten Baum weggeräumt, einen Pfad zum neuen Hühnerhaus gelegt und aus Ästen und trockenem Gras Unterschupfe für die Vögel gebaut. Das ist nämlich das große Projekt von Sophie – ein „animal sanctuary“ für Vögel zu erschaffen. In Schottland gibt es ganz wenige naturbelassene Plätze und dadurch nur noch sehr wenige Vögel und andere Wildtiere. Ihre 7 acre Land und ihre Energie widmet Sophie also den Vögeln. Und wenn sich ein Igel auf ihrem Land einnisten würde, wäre das wie Geburtstag, Weihnachten und Ostern zusammen, denn Igel gibt es auch sehr wenige hier und sind doch so wichtig für das ökologische Gleichgewicht.
Luise und Dylan sind am Wochenende abgereist.

Samstag und Sonntag waren frei – mein erster workaway Platz, wo ich 2 Tage total frei hatte! Am Samstag war ich auf einem Pferdehof in der Nähe und durfte gleich ein bisschen mithelfen. Am Sonntag hab ich zum ersten Mal Schnüre aus Brennnesseln gedreht, etwas das ich schon lange mal ausprobieren wollte. Und weil es so toll gegangen ist, hab ich gleich noch mehr gemacht und meine Häkelkünste getestet =D

Am Montag Abend kam ein neuer workawayer, Thomas aus Belgien.
Diese Woche war meine Expertise als Tapezierer und Dekorateurin gefragt: wir haben ein Zimmer ausgemalt und ich durfte einen Sessel mit neuem Stoff beziehen. Außerdem haben wir Chutney aus grünen Tomaten eingekocht und Bücher inklusive Regale aus einem Container im Garten ins Haus getragen und neu einsortiert.
Dieses Jahr hatte Sophie 15 workawayer und die Hälfte davon war Vegetarisch. Sie isst normalerweise Fleisch, das sie von befreundeten Farmern aus der Umgebung kauft. Aber da so viele workawayer keines essen, hat sie sich viel mit vegetarischer Ernährung befasst und zaubert die köstlichsten Gerichte mit Gemüse aus ihrem Garten. Und achtet dabei sehr auf Ausgewogenheit und dass wir ja unsere 5 pflanzlichen Eiweißquellen pro Tag bekommen. Es ist faszinierend und inspirierend, wie viel Leidenschaft sie für die Dinge aufbringt, die sie macht. Weil sie einfach wirklich das macht, was ihr Spaß bereitet.
Heute ist mein letzter Tag hier. Hätte ich den Flug nach Finnland nicht schon vor einigen Wochen gebucht, wäre ich noch länger hier geblieben. Aber ich freu mich auch schon wieder auf den hohen Norden. Und eventuell zeigen sich ja die Nordlichter noch mal.
weird looking sheep - schiefgelaufenes Zuchtexperiment?!



Dienstag, 18. Oktober 2016

Glasgow mit Gina

Eichhörnchen im botanischen Garten
Die vergangenen 11 Tage bei Gina waren Urlaub!
Ich bin Samstag in der Früh an der Buchanan-Bus-Station angekommen, von wo mich Gina abgeholt hat. Bei dem Haus, in dem sie gerade Untermieterin ist und auch ich für die Zeit hier wohnen durfte, angekommen, habe ich das liebste Geschenk überhaupt bekommen; eine Tasche voller frischem Obst und Gemüse <3 Genau das, was ich nach 6 Wochen Island brauche!
Das erste Wochenende verbrachten wir hauptsächlich mit quatschen und noch mehr Obst und Gemüse einkaufen. Und Nüsse. Und Müsli. Und zahme Eichhörnchen im botanischen Garten füttern.








irgendwo in Glasgow
Während der Woche musste Gina gelegentlich auf die Uni. Währenddessen hab ich immer irgendwas alleine gemacht, einmal war ich schwimmen, die meiste Zeit bin ich in der Stadt herumgelaufen, lesend die Sonne im Botanischen Garten genossen oder hab zuhause gefaulenzt.
Da Dienstag Ginas freier Tag war und wir beide ausschlafen konnten, gingen wir Montag Abend zum ersten Mal seit wir uns kennen gemeinsam fort! Dass wir einen Club erwischt hatten, in den hauptsächlich Erst-Semester-Studenten gehen, und wir somit um die 6 Jahre älter als die meisten Anderen waren, minderte den Spaß nicht im geringsten =D
Dienstags ließen wir uns Tinte unter die Haut spritzen, die restliche Woche war der Heilung dieser einvernehmlichen Körperverletzung gewidmet.









am Weg auf den Gipfel des "Cobbler"
Am Samstag waren unsere Häute wieder so weit geheilt, dass wir ihnen ein bisschen Schweiß zumuten konnten. Wir fuhren mit John, Gina’s Studienkollegen, ein Stück in den Norden hoch, um den Gipfel des „Ben Arthur“, auch bekannt als „The Cobbler“, zu erwandern.
Das Wetter erinnerte ein bisschen an das Wetter beim Schafabtrieb in Island und am Gipfel wehte der Wind auch fast so stark wie an den letzten Tagen auf Rèttarholt - ich fühlte mich wohl ;)
Just in dem Moment, als wir wieder sicher in John's Auto saßen, prasselten die Regentropfen herab - perfektes timing!






An unserem letzten gemeinsamen Tag besuchten wir die malerische Hauptstadt Schottlands: Edinburgh. Gina hat dort 3 Jahre lang studiert und kennt sich dementsprechend gut aus. Wir haben „Arthur`s Seat“ erklommen, uns in Cafès – nein sry, Tea Rooms – aufgewärmt, in der Mosque Kitchen super gut und super günstig indisch zu Mittag gegessen und die Atmosphäre genossen. Edinburgh ist viel gemütlicher als Glasgow. Aber das Allerbeste an Edinburgh sind die vielen 2n Hand Shops! Cancer Research, Red Cross, Marie Curie, alle möglichen wohltätigen Oganisationen bieten gebrauchte Kleidung, Bücher, Schmuck, Dekosachen und Geschirr an. Gut, dass mein Rucksack schon voll ist, sonst hätte ich einen Großteil meines Reisebudgets in Edinburgh gelassen ;)

Arthu`s Seat in Edinburgh

Und jetzt, wo sich mein inneres GPS gerade Up-gedated und die Glasgow-Karten aktualisiert hat, bin ich schon wieder am Weg zu einer neuen Destination. Es bleibt Schottland, aber ziemlich nahe an der Grenze zu England, ein kleines Örtchen in der Nähe von Lockerbie. Bin schon gespannt, welche Aufgaben mich bei diesem workaway-host erwarten.
Bis nächste Woche!




Dienstag, 11. Oktober 2016

ab in den Süden

Die letzten 4 Tage in Island waren von starkem Wind dominiert. Wir holten an einem dieser windigen Tage die restlichen Reitpferde rein, um die Hufeisen abzumachen und sie auf Winterpause zu schicken. Ihr hättet mal die entrüsteten Blicke der Pferde sehen sollen, als wir mit den Halftern angelaufen kamen. Nach ein paar halbherzigen Fluchtversuchen ihrerseits ließen sie sich dann doch gnädigerweise einfangen, wobei man an den Gesichtsausdrucken eindeutig ihre Gedanken lesen konnte: „Diese verrückten Menschen wollen doch wohl nicht reiten gehen!?“ Wir konnten sie beruhigen und nachdem sie mitbekommen haben, dass wir bloß die Eisen abmachen, waren sie dann auch kooperativ.
Am Dienstag mussten die Schafe dran glauben. Am Vormittag haben wir sie vom Gras weg gesperrt. Das macht man, damit beim Schlachten der Magen nicht (so) voll ist. Am Nachmittag haben wir sie auf die Ladefläche des Jeeps verfrachtet und sind zu den Nachbarn, die Schafbauern sind, gefahren. Die Fotos der Schlachtung erspar ich euch an dieser Stelle ;)
Skagafjördur hat mir vor dem Abschied noch einen wunderschönen Sonnenaufgang beschert.


Den allerletzten Tag (Donnerstag, 6.10.) habe ich in Reykjavik mit Flo verbracht, einem Bekannten, der vor einem halben Jahr bei uns in der Wohnung in Linz Couch-gesurft hat und seit ein paar Monaten in Reykjavik lebt. Am Abend waren wir im Kino und haben uns einen Film über Walfang auf den Faröer Inseln angeschaut – sehr spannend. Leider wars wieder zu bewölkt, um Nordlichter zu beobachten. Aber da ich sowieso am nächsten Tag früh raus und zum Flughafen musste, wars auch nicht so schlimm. Nach ein paar Stunden Schlaf auf Flo’s Couch nahm ich den ersten Bus nach Keflavik und kam damit überpünktlich am Flughafen an. Letztes Jahr hatte ich ja fast meinen Flieger nach Hause verpasst (zur Abflugzeit stand ich noch in der Schlange vor der Sicherheitskontrolle), deswegen war ich ein bisschen übervorsichtig. Dieses Mal ging alles glatt und ich hatte im duty-free genügend Zeit, um meine letzten isländischen Kronen auszugeben.

In London angekommen mussten alle Passagiere durch eine Passkontrolle und die Schlange war eeeeendloos lang. Ich hatte schon Befürchtungen, dass ich den Bus zu London Victoria Station doch später buchen hätte sollen. Aber die Gesichts-Scanner waren schnell und fertigten die Meute im Nu ab. Mein Rucksack drehte auch schon seine Runden am Förderband, als ich in die Halle kam. Nun galt es den Abfahrtsort des Busses zu finden. Die Hinweisschilder waren nicht sehr hilfreich und ich bin ein paar Mal im Kreis gelaufen, bis ich die richtige Richtung gefunden hatte. Trotz der kleinen Verzögerungen durch Passkontrolle und Abfahrstortsuche war ich viel zu früh da und musste ca. 2 Stunden auf den Bus warten. Aber ich bin lieber immer überpünktlich und muss warten, als Stress zu haben ;) Die Fahrt vom Flughafen zur Victoria Station dauerte dann nochmal ca. 2 Stunden.
An der Victoria Station musste ich wieder warten – der Bus um 22:00 Uhr war halt der billigste.
Die Menschenmengen in der Wartehalle zerstörten meinen Traum von zwei freien Sitzplätzen nebeneinander (was die Nacht im Bus um einiges gemütlicher gemacht hätte). Aber ich war ja auch so blöd, in der Nacht von Freitag auf Samstag hoch zu fahren. Klar, dass da mehr los ist… Ich hatte zumindest so viel Glück, einen Fensterplatz ergattern zu können. So konnte ich, ans Fenster gelehnt, die 8-stündige Fahrt mit ein bisschen Schlaf überbrücken.

Gina empfing mich am nächsten Morgen gegen halb 7 in der Früh am Glasgower Busbahnhof.
Ich kann die nächsten Tage bei ihr verbringen, bis ich am 19. Oktober zu meinem nächsten workaway-Platz weiterreise.
Gina studiert grade in Glasgow und wohnt diesen Monat (bis sie wieder auf Praktikum auf die Isle of Arran muss) als Untermieterin in einem Einfamilienhaus. Zum Glück hatte die Vermieterin nichts dagegen, dass ich für die 10 Tage hier bin.


Sonntag, 2. Oktober 2016

Laufskàlarètt

unsere Gruppe beim Laufskàlarètt
Vergangenes Wochenende war Laufskàlarètt im Hjaltatal. Beim Laufskàlarètt werden die Pferde, die den Sommer in den Bergen verbringen durften, wieder ins Tal getrieben und auf ihre Eigentümer aufgeteilt. So ähnlich wie beim Schafabtrieb vor 4 Wochen. Nur, dass unser Part beim Pferdeabtrieb bloßes hinterher reiten war und nur ca. 2 Stunden gedauert hat. Also ein Kindergeburtstag im Vergleich zum Schafabtrieb ;) Wir hatten 3 Touristinnen aus Deutschland mit, von denen nur eine wirklich Islandpferdeerfahrung hatte, weshalb der Ritt seeeehr gemütlich ausgefallen ist. Wir konnten die Pferde bei Freunden von Annika unterbringen, die in der Nähe vom Pferch leben, bei dem die Pferde sortiert wurden. So konnten wir das Spektaktel dann aus nächster Nähe mitverfolgen. Es wird eine Gruppe von Pferden in die Mitte des Pferchs getrieben, wo die Eigentümer stehen und versuchen, ihre Tiere raus zu sortieren und in die Abteilungen zu treiben, die sternförmig rund um das Zentrum angeordnet sind. Dabei geht schon relativ chaotisch zu und es kann schon mal vorkommen, dass sich 2 Leute an ein Jungpferd hängen um es in die richtige Richtung zu weisen.

Am Abend hat Annika gegrillt und zur Feier des Tages gab's Hàkarl – vergammelten Haifisch. Schmeckt so gut wies klingt. Die Konsistenz ist Gelee-artig. Beim ersten Bissen denkt man sich noch „naja, das geht ja sogar“ beim zweiten Bissen „schmeckt eigentlich nach garnichts“. Aber wenn man dann während dem dritten Bissen mal einatmet und die Nervenzellen, die die Geschmacksbotschaften ins Gehirn bringen und die sich bis zu dem Moment erfolgreich geweigert haben, diese Informationen weiter zu leiten, die Katastrophe nicht mehr verhindern können:„uuuääärghh!“ Dann ist es gut, wenn ein Glas mit reichlich wohlschmeckender Flüssigkeit in Reichweite steht.
Robert meinte dazu: „Man muss beim Kauen richtig tief atmen und wenn man in Schweiß ausbricht, dann hat mans richtig gemacht.“ Dem hab ich nichts hinzuzufügen o.O

Annika mit Cue
Einige Tage vor dem Laufskàlarètt hat sich Annika ihre Ferkel nach Hause geholt. Barbey und Cue =D
Die beiden sind sehr unterhaltsam und wühlen am liebsten draußen in der Erde rum. Wenn man in den Stall kommt, begrüßen sie einen meist mit einem erwartungsvollen Grunzen, das, gibt man ihnen nicht sofort Milch, in ein vorwurfsvolles Grunzen über geht. Außer sie haben gerade eine
anstrengende Schnüffel-Zeit draußen verbracht, dann liegen sie Arm in Arm und Schnauze an Schnauze unter der Wärmelampe und schnarchen.


Mit dem Jungpferdetraining haben wir auch begonnen. Wir fahren alle paar Tage mal, wenn's Wetter nicht zu ekelhaft ist, zur Farm von Roberts Schwester, wo die Rabauken stehen und üben das aufhalftern, longieren und Hufe heben.

Abgesehen davon waren die Tage relativ ereignislos. Es wurden ein paar Kälbchen geboren – eines leider tot – und von ein paar Reitpferden haben wir die Hufeisen abgemacht und sie auf die Weide in den Winter-Urlaub geschickt. Auch sonst bereiten wir alles für die Winter-Pause vor; die Sättel und Zaumzeuge werden eingefettet und im trockenen Keller verstaut, denn in dem Container in dem die Reitsachen jetzt sind, lagert Robert im Winter seine Gerste.

Vor mir liegen jetzt noch 4 Tage in Island. Am Donnerstag in der Früh fliege ich weiter nach Großbritannien, wo ich Gina in Glasgow besuchen werde, bevor ich zu meinem nächsten Workaway-Platz weiter ziehe.
Ein Teil von mir möchte gar nicht weg von Island, aber ich freu mich auch auf die neuen Länder und Orte und Menschen und Erfahrungen die noch vor mir liegen.
Mal sehen ob Katla noch so lange mit der Eruption wartet, bis der Flieger meine nächste Destination erreicht hat ;)