19.4.2012, Donnerstag
Gleðilegt Sumar
Um
erzählen zu können, was heute passiert ist, muss ich euch erklären, wie das
Ausmisten im Kuhstall funktioniert. Das geht vollautomatisch. Der Kuhstall ist
so aufgebaut, dass links und rechts die Liegeboxen für die Kühe sind, da können
die immer rein und der Boden ist dort weich gepolstert und mit Sägespäne
eingestreut. In der Mitte zwischen diesen Liegeboxen verläuft ein Gang, der
tiefer ist, als die Boxen. Wenn die Kuh also in der Box steht und sich
erleichtert, dann fällt der Mist genau in den Gang. Entlang des Ganges liegt
eine Schiene, auf der ein Mistschaber angebracht ist. Der Mistschaber liegt
quer im Gang von der einen Seite mit den Liegeboxen zur anderen und schiebt den
Mist vor sich hin, wobei dieser dann durch die Spalten im Gangboden in die
Jauchegrube fällt. Eine feine Sache, die mir das Ausmisten erspart ;) Nur in
der Früh und am Abend beim Melken wird mit einem Handschaber der Mist aus den
Ecken geschoben, denn ganz an den Rand kommt der Schaber nicht. Heute in der
Früh hat er mir aber eine unschöne Überraschung beschert. Ich bin als erste in
den Stall gekommen und als ich die Tür öffnete, ragten plötzlich zwei kleine
Hufe in mein Sichtfeld. Der Mistschaber war auf meiner Seite des Ganges
angekommen. Dieses Mal hatte er aber nicht nur den Mist vor sich her geschoben.
Zwischen dem Schaber und der Wand war ein kleines Kälbchen eingezwängt. Tot.
Mit einem kleinen Blutrinnsal aus dem Mund.
Die
erwachsenen Kühe standen drum herum und beschnupperten es.
Robert
zog den Mistschaber weg, aber das brachte auch nichts mehr. Eine der trächtigen
Kühe hatte in der Nacht ihr Kälbchen an einer ungünstigen Stelle geboren und
der Mistschaber war das Todesurteil.
Normalerweise
wird eine trächtige Kuh, die kurz vor der Geburt steht, in eine große Einzelbox
gestellt, damit sie dort in Ruhe gebären kann und Robert und Annika eingreifen
und mithelfen können, wenn es vonnöten ist. Annika hatte die Kuh zwar am
Vorabend noch kontrolliert – man kann eine bevorstehende Geburt an den Beckenbändern
der Kuh erkennen, die sich vom Kreuzbein zu den Sitzbeinhöckern lockern und 1-2
Tage vor der Geburt richtig „einfallen“. Und obwohl Annika sich ja auskennt,
kann man es dann doch nicht immer so genau sagen, sind halt Lebewesen und keine
Maschinen, die nach Gebrauchsanleitung funktionieren. Eine andere Kuh steht
seit gestern in der Einzelbox, hat ihr Kalb aber noch nicht bekommen…
Naja,
aber der Tag war nicht nur doof ;)
Heute
haben wir die Pferde reingeholt. Ich trau mich wetten, dass kein Pferd in
Österreich so viel Weidefläche zur Verfügung hat wie die Islandpferde hier und
natürlich sind die Pferde, die wir wollten, gaaaaanz hinten gestanden. Aber wir
habens trotzdem geschafft sie zu überzeugen uns zu folgen. Die ganze Herde
wurde auf die „kleine“ Weide vorm Haus gestellt, dann die Reitpferde
raussortiert und der Rest wieder in die Freiheit entlassen. Die „kleine“ Weide,
auf der die Reitpferde jetzt stehen ist größer, als die meisten Weiden in
Österreich…
Heute
ist offiziell Sommerbeginn, ein Feiertag in Island. Man wünscht sich
gegenseitig „Gleðilegt Sumar“ [gledilecht sümar].
Am
Abend haben wir zur Feier des Tages gegrillt und ich hab mein erstes
Fohlensteak gegessen. Jaaaah, ich hab ein Pferd verspeist. Und ich würds wieder
tun, war echt lecker. Auf jeden Fall besser als Rind- und Schweinefleisch ;)
In
diesem Sinne: Gleðilegt Sumar!
20.4.2012, Freitag
Das Glück der Erde…
… liegt
auf dem Rücken der Pferde.
Seit
unglaublich langer Zeit bin ich endlich wieder mal auf einem Islandpferd gesessen.
Sie waren, sind und werden einfach meine Lieblingspferderasse bleiben. <3
Und der
schwarze Villingur war das perfekte
Pferd zum Wiedereinsteigen. Dem Namen zum Trotz (bedeutet „wilder Kerl“) war er
ganz ruhig.
21.4.2012, Samstag
Hestadagar Í Skagafjorður
Am
Vormittag war der Hufschmied da und Villingur,
Nàma und Milla wurden beschlagen. Bei Nàma
dauerte das ganz schön lange, da
sie einen tiefen Riss im linken Hinterhuf hatte, die andere beiden gingen aber
ganz fix.
Am
Nachmittag sind wir zu einer Pferdeshow gefahren, bei der Schüler der
Hòla-Schule (berühmte Reitschule in Island) geritten sind und gleichzeitig „Vorträge“
gehalten haben, wie man richtig töltet, galoppiert, usw. War spannend zuzusehen,
aber leider hab i halt kein Wort verstanden ^^
Am
Abend war dann nochmal eine Show, bei der die Pferdefarmen aus der Umgebung
ihre Tiere vorgestellt haben. Manche sind Quadrillen geritten, andere einen
Kirchgang am Sonntag vor hundert Jahren nachgestellt. Das hat vier Stunden
gedauert, mit Pause, danach hat noch eine Band gespielt. Annika und ich sind
aber schon um Mitternacht nach Hause, mussten ja heute wieder raus und melken
;)
War ein
seeeehr feiner Abend, ich hab tausend Fotos gemacht, die ich jetzt erst mal
aussortieren muss.
22.4.2012, Sonntag
Schlachter und Tierarzt
Heute
wurden zwei Kühe vom Schlachter abgeholt, die eine wollte sofort in den
Anhänger springen und hat nicht gewartet, bis die Hebebühne oben war. Hatte
wohl genug vom Leben.
Die
Tierärztin war auch da und hat zwei Kühen Glucose intravenös verabreicht, weil
die so einen hohen Energieverlust hatten; die eine konnte in der Früh nicht mal
aufstehen. Sah makaber aus, `ne Kuh mit `nem Tropf im Hals…
Mit
Villingur bin ich das erste Mal alleine „ausgeritten“. War nur einmal die
Straße lang und zurück, 2 km, wenns viel is. Hat trotzdem Spaß gemacht =D
Hab ich
schon erwähnt, dass i mir ein Islandpferd wünsch? ;)
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