Sonntag, 22. April 2012

Es tut sich was...


19.4.2012, Donnerstag
Gleðilegt Sumar
Um erzählen zu können, was heute passiert ist, muss ich euch erklären, wie das Ausmisten im Kuhstall funktioniert. Das geht vollautomatisch. Der Kuhstall ist so aufgebaut, dass links und rechts die Liegeboxen für die Kühe sind, da können die immer rein und der Boden ist dort weich gepolstert und mit Sägespäne eingestreut. In der Mitte zwischen diesen Liegeboxen verläuft ein Gang, der tiefer ist, als die Boxen. Wenn die Kuh also in der Box steht und sich erleichtert, dann fällt der Mist genau in den Gang. Entlang des Ganges liegt eine Schiene, auf der ein Mistschaber angebracht ist. Der Mistschaber liegt quer im Gang von der einen Seite mit den Liegeboxen zur anderen und schiebt den Mist vor sich hin, wobei dieser dann durch die Spalten im Gangboden in die Jauchegrube fällt. Eine feine Sache, die mir das Ausmisten erspart ;) Nur in der Früh und am Abend beim Melken wird mit einem Handschaber der Mist aus den Ecken geschoben, denn ganz an den Rand kommt der Schaber nicht. Heute in der Früh hat er mir aber eine unschöne Überraschung beschert. Ich bin als erste in den Stall gekommen und als ich die Tür öffnete, ragten plötzlich zwei kleine Hufe in mein Sichtfeld. Der Mistschaber war auf meiner Seite des Ganges angekommen. Dieses Mal hatte er aber nicht nur den Mist vor sich her geschoben. Zwischen dem Schaber und der Wand war ein kleines Kälbchen eingezwängt. Tot. Mit einem kleinen Blutrinnsal aus dem Mund.
Die erwachsenen Kühe standen drum herum und beschnupperten es.
Robert zog den Mistschaber weg, aber das brachte auch nichts mehr. Eine der trächtigen Kühe hatte in der Nacht ihr Kälbchen an einer ungünstigen Stelle geboren und der Mistschaber war das Todesurteil.
Normalerweise wird eine trächtige Kuh, die kurz vor der Geburt steht, in eine große Einzelbox gestellt, damit sie dort in Ruhe gebären kann und Robert und Annika eingreifen und mithelfen können, wenn es vonnöten ist. Annika hatte die Kuh zwar am Vorabend noch kontrolliert – man kann eine bevorstehende Geburt an den Beckenbändern der Kuh erkennen, die sich vom Kreuzbein zu den Sitzbeinhöckern lockern und 1-2 Tage vor der Geburt richtig „einfallen“. Und obwohl Annika sich ja auskennt, kann man es dann doch nicht immer so genau sagen, sind halt Lebewesen und keine Maschinen, die nach Gebrauchsanleitung funktionieren. Eine andere Kuh steht seit gestern in der Einzelbox, hat ihr Kalb aber noch nicht bekommen…

Naja, aber der Tag war nicht nur doof ;)
Heute haben wir die Pferde reingeholt. Ich trau mich wetten, dass kein Pferd in Österreich so viel Weidefläche zur Verfügung hat wie die Islandpferde hier und natürlich sind die Pferde, die wir wollten, gaaaaanz hinten gestanden. Aber wir habens trotzdem geschafft sie zu überzeugen uns zu folgen. Die ganze Herde wurde auf die „kleine“ Weide vorm Haus gestellt, dann die Reitpferde raussortiert und der Rest wieder in die Freiheit entlassen. Die „kleine“ Weide, auf der die Reitpferde jetzt stehen ist größer, als die meisten Weiden in Österreich…

Heute ist offiziell Sommerbeginn, ein Feiertag in Island. Man wünscht sich gegenseitig „Gleðilegt Sumar“ [gledilecht sümar].
Am Abend haben wir zur Feier des Tages gegrillt und ich hab mein erstes Fohlensteak gegessen. Jaaaah, ich hab ein Pferd verspeist. Und ich würds wieder tun, war echt lecker. Auf jeden Fall besser als Rind- und Schweinefleisch ;)


In diesem Sinne: Gleðilegt Sumar!

20.4.2012, Freitag
Das Glück der Erde…
… liegt auf dem Rücken der Pferde.
Seit unglaublich langer Zeit bin ich endlich wieder mal auf einem Islandpferd gesessen. Sie waren, sind und werden einfach meine Lieblingspferderasse bleiben. <3
Und der schwarze Villingur war das perfekte Pferd zum Wiedereinsteigen. Dem Namen zum Trotz (bedeutet „wilder Kerl“) war er ganz ruhig.

21.4.2012, Samstag
Hestadagar Í Skagafjorður
Am Vormittag war der Hufschmied da und Villingur, Nàma und Milla wurden beschlagen. Bei Nàma dauerte das ganz schön lange, da sie einen tiefen Riss im linken Hinterhuf hatte, die andere beiden gingen aber ganz fix.
Am Nachmittag sind wir zu einer Pferdeshow gefahren, bei der Schüler der Hòla-Schule (berühmte Reitschule in Island) geritten sind und gleichzeitig „Vorträge“ gehalten haben, wie man richtig töltet, galoppiert, usw. War spannend zuzusehen, aber leider hab i halt kein Wort verstanden ^^
Am Abend war dann nochmal eine Show, bei der die Pferdefarmen aus der Umgebung ihre Tiere vorgestellt haben. Manche sind Quadrillen geritten, andere einen Kirchgang am Sonntag vor hundert Jahren nachgestellt. Das hat vier Stunden gedauert, mit Pause, danach hat noch eine Band gespielt. Annika und ich sind aber schon um Mitternacht nach Hause, mussten ja heute wieder raus und melken ;)
War ein seeeehr feiner Abend, ich hab tausend Fotos gemacht, die ich jetzt erst mal aussortieren muss.
Achja und: Liebes Christkind, ich wünsch mir zu Weihnachten ein Islandpferd :P


22.4.2012, Sonntag
Schlachter und Tierarzt
Heute wurden zwei Kühe vom Schlachter abgeholt, die eine wollte sofort in den Anhänger springen und hat nicht gewartet, bis die Hebebühne oben war. Hatte wohl genug vom Leben.
Die Tierärztin war auch da und hat zwei Kühen Glucose intravenös verabreicht, weil die so einen hohen Energieverlust hatten; die eine konnte in der Früh nicht mal aufstehen. Sah makaber aus, `ne Kuh mit `nem Tropf im Hals…
Mit Villingur bin ich das erste Mal alleine „ausgeritten“. War nur einmal die Straße lang und zurück, 2 km, wenns viel is. Hat trotzdem Spaß gemacht =D
Hab ich schon erwähnt, dass i mir ein Islandpferd wünsch? ;)

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