23.4.2012, Montag
Die
drei Felder neben dem Haus wurden gestern geegt, gesät und gedüngt. Ich bin
dann heute mit so einem Walzending drübergefahren. Eigentlich ist es wie
Autofahren, nur dass man am Feld mit der Walze halt langsam im ersten Gang
dahin tuckert. Der Traktor war aber schon ein bisschen älter (Fiat), mit dem neuen
(New Holland) wär das Fahren schon etwas komplizierter, weils Schalten anders
funktioniert usw.
Nach
dem Mittagessen hat mir Annika dann eine Lektion im „Aufsteigen mit lockerem
Sattelgurt“ gegeben. Ist garnicht so einfach, den Sattel nicht nach links zu
ziehen. Bei Großpferden bezweifle ich, dass man das überhaupt schafft, da kommt
man ja mit der rechten Hand nicht so weit über den Rücken des Pferdes um den
Sattel fest zuhalten und es ist auch nicht so viel Mähne da, an der man sich
hochziehen kann.
Dann
sind wir 2x ausgeritten, ich zuerst wieder auf Villingur und dann auf Nàma.
Rudi und Captain
haben im Pferch eine extra Portion Heu bekommen, weil die etwas zulegen
sollten. Nachdem die beiden den Haufen vertilgt hatten, brachte ich sie wieder
zu den anderen auf die Weide und öffnete ein Tor weiter hinten, damit sie die
ganze Weide zur Verfügung haben. Am Weg zurück holte ich dann auch gleich eine
Hand voll Gras für die Hasen, als Annika plötzlich vor dem Stall stand und mir
etwas zurief. Ich habs nicht verstanden, bin ihr aber dann halt nach in den
Stall. Die weiße Kuh, die wir schonmal in der Extrabox hatten, weil sie
trächtig war, bekam ihr Kalb. Aber im Laufstall, bei den anderen. An und für
sich nicht tragisch, wir mussten nur aufpassen, dass das Kleine nicht direkt in
die Scheiße klatscht. Wäre ja kein schöner Anfang auf dieser Welt ^^ Da Robert
am Feld war, musste ich diesmal rausziehen helfen, zum Glück war es aber eine
gaaaanz einfache Geburt. Als es da war legten wir es neben die Mutterkuh, die sofort
begann das Kalb abzulecken.Nach ein paar Minuten schleppten Annika und ich das
schleimige Ding dann in die Extrabox und die Mutterkuh kam natürlich mit. Das
Kalb ist leider nicht ganz weiß, wie Annika gehofft hatte, sondern mehr
schwarz. Aber halb so schlimm, ist sowieso ein Bulle und die behalten sie ja
nicht.
Die
drei jüngsten Kälber (das neugeborene ausgenommen) bekamen ihren Ohrschmuck
verpasst. Ich hab mehr Aufstand erwartet, aber das ging zack zack. Robert hielt
sie am Kopf fest und Annika zwickte mit einem Ding, das entfernt mit der
Lochzange verwandt sein muss, die gelben Ohrmarkierungen rein. Früher bekam
jedes Kalb nur eins, die männlichen ins rechte Ohr, die weiblichen ins linke
Ohr. Aber da die isländische Regierung versucht in die EU zu kommen, hat sich
das jetzt geändert. Jetzt müssen sie ja auch alle Vorlagen erfüllen.
An der
Decke der Extrabox wurde eine Kamera installiert. Beziehungsweise, die Kamera
war schon länger da, aber wir machten noch das Kabel dran, da der Funk nicht so
funktionierte wie er sollte. Eine Kuh erwartete nämlich ihr erstes Kalb und
wurde in dieser Box separat von den anderen gehalten für die Nacht. Am Computer
im Esszimmer konnte man so das Tier beobachten. Überwachungsstaat pur ;)
Annika
blieb ewig lange wach, um ja die Geburt nicht zu verpassen. Ich hab mich eher
unkollegial verhalten und bin um 23:30 in Bett.
24.4.2012, Dienstag
Heute
in der Früh hab ich natürlich sofort die Bewohner der Extrabox besucht. Meine
Erwartungen wurden aber leider enttäuscht, sie war leer. Mal abgesehen von der
Nachgeburt.
Das
Kalb wurde kurz nach eins in der Früh tot geboren. Gut, dass ich nicht wach
geblieben bin, hätte mich nur frustriert ;)
In der
Zeit in der ich nun da bin kamen vier Kälber zur Welt. Das erste hat knapp
überlebt, das zweite wurde zerquetscht, das dritte hüpfte sofort munter herum
und das vierte erblickte erst garnicht das Licht der Welt. Zwei tot, zwei
lebendig. Der Schnitt könnte besser sein…
Am
Vormittag hab ich den Melkgraben bin dem Hochdruckreiniger malträtiert und am
Nachmittag hab ich zwei neue Pferde ausprobiert. Bei der ersten Runde hatte
Annika Nàma und ich Milla, bei der zweiten Runde ritt Annika
Captain und ich Rudi und dann vertschüsste Annika sich ins Haus und ich ritt noch
eine Runde mit Villingur.
Am
Abend war ich als erste zum Melken im Stall. Ich hatte schon den Melkgraben
nass gespritzt (so geht der Dreck nachher leichter ab) und war gerade beim
Auffüllen der Eimer mit heißem Wasser für die Stofftücher (mit denen die Zitzen
geputzt werden). Erst da fiel mir auf, dass ungewöhnlich viele Kühe vorne
standen. Und ungewöhnlich war auch, dass sie einen auf Spürhund machten und die
Schnauzen in Bodennähe hatten. Beim dritten Mal zwinkern erkannte ich dann auch
den Grund. Ein Kalb. Bekomm ich jetzt einen Preis, weil ich ständig Kälber
finde, wenn ich in den Stall zum Melken gehe?
Naja,
das Kleine kam dann in die Extrabox und wir gingen wieder melken.
25.4.2012, Mittwoch
Heute
in der Früh beim Melken musste Annika mal wieder ihre Fesselkünste anwenden.
Manche Kühe stehen nicht still, sondern treten mit den Beinen wahlweise nach
unseren Armen und den Melkmaschinen, die bekommen dann einen Strick um die
Hinterbeine. Diese eine Kuh war besonders zickig und Annika hatte ganz schön zu
kämpfen, um den Strick um die Beine gewickelt zu bekommen. Als sie gerade beim
Zuknoten war, startete die Kuh noch einen letzten Aufstand. Ob er erfolgreich
war, ist Ansichtssache. Also dem Melken entkam sie fürs erste, indem sie sich
auf den Boden schmiss bzw. ungeschickt fiel.
Könnt
ihr euch noch an die Kühe gestern erinnern, die Spürhunde imitierten? Also
diese hier kopierte ein anderes Tier. Pinnipedia. Die Robbe.
Auf
allen vieren liegend, die Hinterbeine halb verknotet, kroch sie unter der
Metallabsperrung durch, die die Kühe beim Melken in der richtigen Position
hält. Sehr weit kam sie aber nicht, neben der vordersten Kuh kam sie dann
eingeklemmt zwischen Wand und stehender Kuh zum Stillstand. Dort musste sie
verharren, bis die Kühe in dieser Reihe fertig gemolken waren. Wenns nicht so
eine heikle Sache gewesen wäre, wäre es lustig gewesen, leider hatte ich keine
Kamera dabei ^^
Die Kuh
hatte zwar die Schlacht gewonnen, nicht aber den Krieg. Wir holten sie nochmal
rein, dieses Mal hielt sie auch still.
Gummistiefel
haben ja bekannterweise den Zweck, Feuchtigkeit von den Füßen des Trägers (in
diesem Fall mir) fernzuhalten. Meine taten das nicht mehr und verloren somit
ihre Daseinsberechtigung. Heute mussten sie deshalb einem Paar neuer Stiefel
weichen, die ihrer Aufgabe gerecht werden.
26.4.2012, Donnerstag
Nach
dem Mittagessen bin ich wieder in den alten Traktor gehüpft und hab ein riesen
Feld gewalzt. Nach drei Stunden, ich war fast fertig, zog sich in der Mitte
meiner Fahrbahn plötzlich eine Spur. Ich vermutete, dass sich in der hinteren
mittleren Walze etwas verfangen hätte. Von der Fahrerkabine aus konnte ich aber
nichts sehen, also zog ich munter weiter meine Kreise. War wohl schon zu lange
nicht mehr bei BILLA einkaufen (zwecks Hausverstand), auf die Idee auszusteigen
und nachzusehen kam ich nämlich nicht -.-
Annika
kam dann mit dem Auto angefahren (das Feld war ein Stückchen vom Wohnhaus weg)
und machte mich auf den Grund der tiefen Spur aufmerksam. Das Gestell vorne,
auf das man z.B. die Schaufel festmacht, senkt sich nach stundenlangem Fahren
von selbst ab. Die beiden hatten vergessen mir das zu sagen. Und mir ist nicht
aufgefallen, dass das Ding aus meinem Sichtfeld verschwunden war. Naja halb so
wild. Ich musste das Feld nicht nochmal machen.
27.4.2012, Freitag
6:45. Erster Blick aus dem Fenster. Dicke fette Schneeflocken.
Hallooooo, was soll das denn jetzt, Schnee? Zweiter Blick auf die Wiese. Glück
gehabt, das weiße Zeugs bleibt nicht liegen *freu* Dank der „Wärme“ hat sich
das auch schnell in Nieselregen verwandelt, der schnell demotiviert war. Nichts
stand also im Weg, heute zum ersten Mal mit Handpferd zu reiten. D.h. ich hab einfach noch ein
Pferd am Zügel mitgeführt, beim Ausreiten. Klingt ja im Großen und Ganzen ganz
leicht. Mit Villingur als gerittenes
Pferd und Màna als Handpferd war es
das auch. Nur generell können da schon prekäre Situationen entstehen, wenn z.B.
die Pferde plötzlich beschließen in verschiedene Richtungen zu gehen, oder das
Alphatier im Handpferd erwacht und es nach vorne drängt. Oder das Handpferd
stehen bleibt, ohne einen davor zu warnen und man selber aber weiter reitet. In
solchen Situationen muss man sich dann blitzschnell entscheiden, ob man nun auf
dem Pferd sitzen bleiben will und das Handpferd auslässt, oder aber sich mehr
oder weniger elegant vom Pferd gleiten lässt, um das Handpferd festzuhalten. In
den meisten Fällen ist es gesünder, das Handpferd loszulassen. In diesem Fall
kann man nämlich wenigstens nach Hause reiten, andersrum muss man zu Fuß gehen
(angenommen das losgelassene Pferd läuft davon, manche bleiben natürlich auch
stehen und ergötzen sich am grünen Gras am Wegrand, dann kann man sie einfangen
und so tun, als ob nichts gewesen wäre ;)).
Villingur und Màna haben mir diese Entscheidung erspart und sind beisammen
geblieben.
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