Samstag, 7. Januar 2017

etwas verspäteter Eintrag… hitch hiking through Germany

Arnhem – Duisburg
Lisa, unser Cs host in Duisburg hatte uns gesagt, wir müssen vor 16 Uhr ankommen, weil sie später nicht zu Hause ist. Wir waren also zur ausgemachten Zeit vor ihrer Tür, aber niemand öffnete. Nach einer Weile antwortete sie dann auf meine SMS, dass sie noch bei ihren Eltern sei und erst in einer Stunde ca nach Hause käme. Wir beschlossen auf ihre Rückkehr zu warten, da wir keine Ahnung hatten, wo wir hingehen könnten und unsere Rücken wegen der Rucksäcke sowieso schon beleidigt waren. Unsere Ärsche hatten sich temperaturmäßig schon an den Untergrund angepasst und unser Körper das Blut aus den Gliedmaßen zu den überlebenswichtigen Organen umgeleitet, als ein Mädl vorbei ging und uns ansprach. Sie hätte uns von ihrem Fenster aus dem gegenüberliegenden Wohnhaus gesehen und ob wir freiwillig da sitzen würden, falls nicht, könnten wir gerne zu ihr mit kommen. Sooo lieb! Nur eines von vielen Erlebnissen auf der Reise, die beweisen, dass es viele tolle Menschen da draußen gibt.
Spät aber doch kam Lisa dann und ließ uns in ihre Wohnung hinein. Da sie selbst die Nacht bei ihrem Freund verbrachte teilten wir ihr Refugium mit den Katzen „Happy“ und „Peanut“, für die es nichts Schöneres auf der Welt gab, als sich mit der Katzenbürste das Fell striegeln zu lassen.

Duisburg – Frankfurt


Auf dem Weg von Duisburg nach Frankfurt wurden wir zum ersten Mal (von zwei Malen) von einer Frau mitgenommen, die alleine unterwegs war.
Es gab noch einige andere Meschen, die uns geholfen haben, die Strecke zu bewältigen, aber blöderweise habe ich die Details nicht gleich notiert und mittlerweile sind sie in den Tiefen meines Gehirnes verschwunden.
Aber der Typ der uns auf dem letzten Streckenabschnitt mitgenommen hat, hat uns direkt vor die Tür von Flo’s Wohnung gesetzt, was wir seeeehr schätzten!
Unseren Host Flo kannte ich über eine gemeinsame Bekannte. Im Frühling hatte ich ihm und seinen damaligen Reisegefährten (auch) Flo (die beiden radelten durch Europa) in Linz Unterschlupf gewährt. Beim „anderen“ Flo konnte ich im September in Reykjavik unterkommen – er studiert grade dort. (Der erste) Flo war zwar gerade in Brüssel, aber seine Mitbewohnerin empfing uns in ihrer WG mit Ausblick auf den Main.

Frankfurt – Nürnberg
Der Weg von Frankfurt nach Nürnberg schien zu Beginn schwierig zu werden. Wir warteten sehr lange, um endlich eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen und nach einem kurzen Chat nach dem Einsteigen, stellte sich heraus, dass er an der nächsten Kreuzung in die entgegengesetzte Richtung abbiegen wird. Wir dachten uns, egal, hauptsächlich mal raus aus der Stadt!
Wieder gab es einige nette Leute, die uns auf den Weg nach Nürnberg weiterhalfen, aber wieder kann ich mich nicht an alle erinnern *shame on me* - nächstes Mal werde ich gleich ein bisschen mit schreiben ;)
Auf jeden Fall war ein gebürtiger Rumäne dabei, der schon seit einigen Jahren in Frankfurt lebt und gerade dabei war, die Taxler-Prüfung zu machen. 33.000 Straßen, die er auswendig lernen musste! :O Bei der Raststation, bei der er uns wieder raus ließ hat er uns dann auch noch auf ein Croissant und einen Tee eingeladen und seine Sprach-Kenntnisse demonstriert (er sprach 9 Sprachen!). Der Grund, warum ich mich an ihn erinnere war aber ein anderer. Es war die Motivation die dahinter steckte, dass er uns mitgenommen hatte. Er wollte (uns) damit zeigen, dass nicht alle Rumänen so sind, wie der landläufige Ruf und bat uns unseren Freunden und Bekannten auch davon zu erzählen. Traurig, dass es notwendig ist, zu beweisen, dass Vorurteile meistens nicht mehr sind als Vorurteile. Und ein guter Moment sich daran zu erinnern, dass Interaktion und Kommunikation der Schlüssel für ein Miteinander sind.
In Nürnberg trafen wir die liebenswerte Margot, unseren Cs-host, beim Hauptbahnhof.

Nürnberg – Oed
Da Margot um 7:15 Uhr aus dem Haus musste und wir mit ihr mit raus mussten, überlegten wir uns, den nächsten Halt, Passau, zu überspringen und direkt nach Österreich zu hitchen. Sollte doch kein Problem sein, da wir 3 Stunden früher als normal los gingen. Dachten wir. Nachdem wir nach 3 Stunden noch immer nicht vom Fleck gekommen waren, begann sich unser Optimismus schön langsam von uns zu verabschieden. Als wir von einem
grauhaarigen-pferdeschwänzigen hitch-hiker-Kollegen dann zwei Eiskaffee und ein Sackerl voller Mehlspeisen und Milchschnitten (aus dem „Tafel“-Auto mit dem er mit fuhr) geschenkt bekamen, hob sich unsere Laune dank Koffein- und Zuckerschock wieder ein wenig. Schlussendlich war ich so high (und des Wartens müde), dass ich einfach einen Autofahrer anquatschte, ob er uns nicht zumindest aus der Stadt raus helfen könnte. Und obwohl er in die falsche Richtung auffahren würde, stiegen wir ins Auto ein, schließlich wussten wir mittlerweile, dass man sobald man mal auf der Autobahn war einfacher Mitfahrgelegenheiten bekam. Es lief dann ca. so ab: raus aus der Stadt, auf die A6 in die falsche Richtung, runter von der A6 (irgendeine Straße die südlich führte), raus bei der nächsten Raststation, Daumen in die Höhe, wieder hoch auf die A6, aber weiter in die entgegengesetzte Richtung, wieder raus bei der nächsten Raststation, Daumen hoch,
Mitfahrgelegenheit in die richtige Richtung (JUUHHUUUU), Fahrer fuhr extra Umweg, damit wir auf die A3 kamen und schmiss uns da auf der nächsten Raststation raus – Fazit: nach 7 Stunden auf der Straße endlich auf der richtigen Autobahn. Mittlerweile hatten wir uns von der Idee, direkt nach Österreich zu hitchen verabschiedet und fanden uns mit der Möglichkeit ab, eventuell in der Raststation übernachten zu müssen – wär ja egal, Hauptsache warm. Nach nochmal ca. 40 Minuten – wir hatten gerade beschlossen, wenn uns in 20 Minuten niemand aufgabelt gehen wir zum Aufwärmen rein – hielt tatsächlich ein Auto neben uns. Wo wir denn hin wollen, fragte der Fahrer. „Auf der A3 südwärts nach Passau“, antwortete ich. Was denn unser Ziel sei, fragte er weiter. „Österreich“, erwiderte ich. „Wo denn in Österreich?“, wollte er wissen. „Niederösterreich“, spezifizierte ich meine Angaben. „Wohin in Niederösterreich?“ – mann war der neugierig, die meisten Deutschen können mit der Ortsangabe „Amstetten“ eh nichts anfangen – aber nachdem er fragte, konnte ich ja nicht nicht antworten und sagte es ihm also. „Passt, da fahr ich eh vorbei, könnts mitkommen“, war seine Reaktion. Uns fiel das Kinn bis zum Boden – ja also mir zumindest, Dylan hat ja von dem Dialog, den wir auf Deutsch führten, nichts mitbekommen. Aber als ich ihm die frohe Botschaft mitteilte konnte ich erahnen, wie mein Gesichtsausdruck gewesen sein muss :D
Wir sagten unserem CS-host in Passau kurzfristig ab – Sorry nochmal dafür, Nastja – und ließen uns nicht zweimal bitten, unsere Rucksäcke in dem Auto zu verstauen. So a masn!! Wieder einmal konnten wir am Ende des Tages erkennen, warum alles genau so passieren hatte müssen, wie es passiert war. Alles griff perfekt ineinander, eine Lehre fürs Leben: am Ende kommt es immer so, wies kommen muss, auch wenn man momentan vielleicht nicht verstehen kann, warum dies und jenes gerade so ist wies ist. ALLES WIRD GUT
Die Strecke von Nürnberg nach Oed war für mich die angenehmste, da der Fahrer gerne erzählte und deshalb meine Beteiligung am Gespräch sich auf Nicken und gelegentliche Fragen beschränkte. Nach 8 Tagen Small Talk und immer die selben Geschichten erzählen unglaublich angenehm! Noch dazu kam, dass der Organist aus Thüringen, der auch Musicals und Theater schreibt – sein Stück „die goldene Gans“ wurde in Ulmerfeld uraufgeführt – sehr gut erzählen konnte. Die 4 Stunden Fahrt vergingen schnell.
In Oed holte uns meine Mum von der Autobahnabfahrt ab. Auf 8 Tage hitch hiken folgte ein Monat Aufenthalt in Aschbach, währenddessen wir uns erholten und an Weihnachtskeksen fett fraßen.

An dieser Stelle nochmal DANKE an all die lieben Menschen, die uns in ihren Autos mitgenommen haben, 2 Fremde mit großen Rucksäcken, und dafür oft an unmöglichen Stellen gehalten haben, Umwege gefahren sind und uns mit Informationen und Geschichten versorgt haben! DANKE auch an unsere Couchsurfing-Hosts, die ihre Wohnungen mit uns geteilt haben, uns ihre Küchen und Badezimmer benutzen haben lassen und uns warme Nächte beschert haben!

Am Montag geht es wieder los, in die entgegengesetzte Richtung. Drückt uns die Daumen und wünscht uns Glück. Ich werde euch natürlich mit den neuesten hitch-hiking-Nachrichten versorgen ;)


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