Nach zwei Monaten in Österreich
packt mich wieder die Reiselust. Anfang Mai werde ich Richtung Norden in
Österreichs Nachbarland mit einer weiteren Episode workaway starten. Aber
darüber berichte ich euch, wenns wirklich so weit ist.
In der Zwischenzeit gibt’s eine
kurze Erzählung über das eintägige Wildniskultur-Seminar, an welchem meine Mum
und ich vergangenen Freitag teilhaben durften:
Als ich Anfang März noch in Linz
gearbeitet habe, hat mich die liebe Christina mal gefragt, ob ich am
Freitag Abend denn Zeit hätte, mir einen
Vortrag über Holzer’sche Permakultur bzw. Wildniskultur anzuhören. Ich hatte
Zeit und so lernte ich Vortragende Judith Anger kennen.
Ihr alle wisst, dass es in der Landwirtschaft unterschiedliche Modelle
gibt. Zum einen, die konventionelle Landwirtschaft – die an einem Großteil der
CO²- und Methan-Emissionen verantwortlich ist, die die Klimaerwärmung
beschleunigen und auch sonst sehr fragwürdig mit unserer Mutter Erde umgeht.
Weiters gibt es die biologische Landwirtschaft, deren Vertreter schon etwas
nachhaltiger mit den Ressourcen haushalten, aber immer noch nicht wirklich auf
die Bedürfnisse der Natur eingehen. Holistischer ist „Demeter“ oder
bio-dynamisch, eine Wirtschaftsweise von Rudolf Steiner entwickelt, der auch
die Waldorfschule gegründet hat. www.demeter.at
beschreibt das so:
Biodynamisch zu wirtschaften bedeutet, dass der Bauer
und die Bäuerin ihre Arbeit als ganzheitlich verstehen. Individuell an die
Bedingungen des jeweiligen Hofes angepaßt, geht es darum einen Betriebsorganismus,
ja eine - wie Rudolf Steiner es ausdrückt - "Art von in sich geschlossener Individualität"
zu entwickeln.
Dabei werden die irdischen und kosmischen Lebenszusammenhänge und Rhythmen berücksichtigt.
Dabei werden die irdischen und kosmischen Lebenszusammenhänge und Rhythmen berücksichtigt.
Dann gibt es noch die Permakultur, entwickelt von dem Australier Bill
Mollison. Permakultur nimmt natürliche Ökosysteme als Vorlage für menschlich
geschaffene Systeme.
Der sogenannte Agrarrebell Sepp Holzer, Sohn einer tiroler Bergbäurin, hat
von Kindheit an Gefallen daran gefunden die Natur und das Zusammenspiel von
Pflanzen zu beobachten. Dabei ist ihm aufgefallen, dass sich bestimmte Arten
beim Gedeihen unterstützen, es sich also positiv auswirkt, diese nebeneinander
zu pflanzen. Aus diesen Erkenntnissen entstand die „Holzer’sche Permakultur“.
Der Grundgedanke ist derselbe, wie bei der Permakultur, bei der Umsetzung gibt
es jedoch markante Unterschiede. Um einer Verwechslung vorzubeugen verwenden
Holzers Schüler den Namen „Wildniskultur“.
Mit Sepp Holzers Büchern bin ich zum ersten Mal 2011 in Berührung
gekommen, bei einem workaway Aufenthalt in Italien. Damals hat mich die
Thematik schon interessiert, nach der Abreise habe ich mich ihrer aber nicht
weiter gewidmet.
Bis also zu jenem Freitag, an dem ich den Vortrag von Judith Anger
hörte. In dem Buch „Jedem sein Grün“, das im „Eintrittspreis“ enthalten war,
lag eine Postkarte mit der Ankündigung „Wildniskultur im urbanen Bereich –
Tagesworkshop“. Ein optimales Geburtstagsgeschenk für meine Mum, dachte ich mir
und meldete uns an.
Am Freitag um 9 Uhr standen wir also in Maria Enzersdorf und bekamen
selbstgemachten Löwenzahnsirup zur Begrüßung (ergänzt durch Mamas
selbstgemachten „Burgenländischen Nusskipferln“). Zu Beginn zeigte uns Judith
nochmal die Power-Point-Präsentation mit einer Begriffserklärung, Fotos und
Geschichten zu ihrem Wildniskultur-Projekt im Südburgenland und einer Folge der
ORF-Serie über das Projekt. Sie erklärte uns Begriffe wie „Urproduktion“ und
anderen fachmännischen Ausdrücken und Gesetzeslagen (sie hatte gerade die
Landwirtschaftsschule gemacht und war up-to-date mit Informationen über das
Landwirtschaften in Österreich).
Im Reihenhausgarten ihrer Tante lehrte Judith unserer illustren
Frauenrunde (Achtung Klischee!) beim Beikraut jäten, Kräuter fassonieren und
Beerenbüsche zurückschneiden vieles über Zier- versus Nutzgärten und
Selbstversorgung, welche Kräuter Schnecken eher meiden (Thymian, Rucola,
Borretsch, Schnittlauch, Schwarzwurzel) und wann man am besten gießt (nachts).
Der Jack Russel Terrier Ludwig und der Bernersennenhund/Labrador-Mix Jamie
überwachten jeden Handgriff und genossen so manche Streicheleinheit. Während
dem köstlichen Mittagessen, bestehend aus Gemüse-Kräuter-Reis und
Wildkräuter-Salat aus dem Garten, tauschten wir Geschichten über
Vormundschaften, Baurecht und weitere Herausforderungen, die das Leben bietet,
aus.

Ich habe mir von diesem Tag viel
mitnehmen können: neues Wissen übers Gärtnern, neue Bekanntschaften,
ermutigende Geschichten und einen neuen Leitsatz, der gleichzeitig der Titel
dieses Blogeintrages ist: Ganz wichtig
is, nie in einer Reihe!
Also wenn es euch mal packt und ihr Lust auf etwas Gartenarbeit in
inspirierender Gesellschaft habt, schaut mal auf Judiths Website da sind ihre Workshops
und Seminare ausgeschrieben!
Alles Liebe und bis bald!